Beim Schweizer Telekomkonzern Sunrise haben heuer in den ersten neun Monaten die Kassen geklingelt. Unter dem Strich schoss der Reingewinn von 39 Mio. auf 481 Mio. Franken (von 33,68 Mio. auf 415,34 Mio. Euro) nach oben. Grund dafür ist der Verkauf von über 2.200 Antennenmasten an die spanische Firma Cellnex, wie Sunrise heute, Donnerstag, bekanntgab.

Schulden stark abgebaut

Der Verkauf habe 420 Mio. Franken in die Kasse gespült, sagte Finanzchef Andre Krause an einer Telefonkonferenz. Mit dem Geld hat Sunrise die Schulden markant abgebaut: Netto steht der zweitgrößte Telekomanbieter Ende September noch mit 1,15 Mrd. Franken in der Kreide, nachdem es zur Jahresmitte noch 1,7 Mrd. gewesen waren.

Ohne den Mastenverkauf hätte der Reingewinn in den ersten neun Monaten von 39 Mio. auf 61 Mio. Franken zugelegt. Auf der anderen Seite muss das Telekomunternehmen die Masten jetzt zurückmieten, was sich in den Kosten niederschlägt. Pro Jahr werden 35 Mio. Franken Miete fällig, wie Krause erklärte.

Betriebsgewinn stabil

So blieb der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) bei 444 Mio. Franken stabil. Ohne die Mietkosten für die Masten wäre der Betriebsgewinn um 1,6 Prozent gestiegen. Der Umsatz schrumpfte indes um 3,7 Prozent auf 1,345 Mrd. Franken. Ein Großteil des Rückgangs ist durch die Senkung der Durchleitungsgebühren im Handynetz zustandegekommen, die im Fachjargon Mobilfunk-Terminierungsgebühren genannt werden.

Diese Senkung hatten die drei Telekomkonzerne Sunrise, Swisscom und Salt auf Anfang Jahr vereinbart. Damit stellen sie sich gegenseitig weniger für die Durchleitung von Anrufen aufs Handy in Rechnung. Auf den Gewinn habe die Senkung kaum Auswirkungen gehabt, sagte Krause.

Mit den Zahlen hat Sunrise die Erwartungen der Finanzgemeinde in etwa erfüllt. Analysten hatten laut Nachrichtenagentur AWP im Durchschnitt mit ganz leicht mehr Umsatz und genau so viel Gewinn gerechnet. An der tieferen Schweizer Börse legte die Aktie leicht zu. "Wir sind zufrieden mit dem dritten Quartal", sagte Sunrise-Chef Olaf Swantee. Man habe das beste Sommerquartal seit Jahren erlebt. Die Verkäufe seien sehr stark gewesen.

Neue Handy-Kunden

So habe man 26.800 neue Handy-Abokunden gewonnen. Das seien um 7,2 Prozent mehr als vor einem Jahr, womit die Kundenzahl auf 1,56 Millionen gestiegen sei. Allerdings habe man weniger Handys verkauft. Der Start des neuen iPhones 8 sei zwar gut, aber weniger stark als beim iPhone 7 vor einem Jahr gewesen.

Sehr viele Kunden würden auf das neue iPhone X warten, sagte Krause. Das neue Spitzenhandy des Apple-Konzerns ist seit vergangenem Freitag erhältlich. Hier gehe man von hohen Umsätzen aus. Beim TV sei der Kundenbestand gar um ein Drittel auf 200.900 geklettert. Hier erhofft sich Swantee Schub durch den Ausbau des Sportangebots mit dem Bezahlsendern Sky (deutsche Fußball-Bundesliga und Champions League) und Teleclub.

Zudem laufe das Bündelangebot Sunrise One sehr gut. Die Zahl der Internetabonnenten sei von Juli bis September um knapp 13 Prozent auf 410.200 gestiegen. Und beim Firmenkundengeschäft stehe man wesentlich besser da als vor einem Jahr, sagte Swantee.

Ausblick

Beim Ausblick bleibt der Konzernchef zuversichtlich: Für das Gesamtjahr rechnet Sunrise wie bisher mit einem Umsatz von 1,82 bis 1,86 Mrd. Franken und einem bereinigtem EBITDA von rund 600 Mio. Franken.

Im Hinblick auf die Einführung der neuen Mobilfunkgeneration 5G ab 2020 warnte Swantee erneut: Ohne Lockerung der Strahlenschutzgrenzwerte könne die neue Technik, die viel schnellere Surfgeschwindigkeiten verspricht, in der Schweiz nur punktuell eingeführt werden.

"47 Prozent unserer Handyantennen sind nicht mehr oder nur sehr schwierig ausbaubar", sagte der Sunrise-Chef im Hinblick auf die Vergabe neuer Mobilfunkfrequenzen im nächsten Jahr. "Man kann uns nicht nur Frequenzen verkaufen, die wir mit der geltenden Strahlenschutzregelung nicht voll nutzen können." Es brauche eine Lockerung der Obergrenzen, die zehnmal strenger seien als in der EU.

Gerade in den städtischen Gebieten könne ein Großteil der Antennen nicht aufgerüstet werden, weil sie bereits jetzt am Anschlag seien. Laut dem eigenössischen Bundesamt für Kommunikation (Bakom) dürften mit den heutigen Grenzwerten 90 Prozent der Antennen auf Stadtgebiet nicht ausgebaut werden. (APA, 9.11.2017)