Berlin – Mit zunehmender Dauer der Verhandlungen über eine mögliche Regierungskoalition aus CDU, CSU, FDP und Grünen sinkt in der deutschen Bevölkerung die Zustimmung zu einem Jamaika-Bündnis. Nur noch eine Minderheit von 45 Prozent der Befragten fänden dem am Donnerstag veröffentlichten ARD-Deutschlandtrend zufolge eine Koalition der vier Parteien sehr gut oder gut. Das sind zwölf Punkte weniger als Anfang Oktober.

52 Prozent fänden diese Zusammensetzung weniger gut oder sogar schlecht. Besonders bei den Anhängern der Grünen ist die Zustimmung zu "Jamaika" gesunken: 55 Prozent von ihnen würden ein Bündnis aus CDU/CSU, FDP und Grünen begrüßen. Das sind 21 Punkte weniger als im Vormonat. Bei den Anhängern der FDP ist die Zustimmung um neun Punkte auf 71 Prozent gesunken. Bei den Anhängern von CDU und CSU fänden 70 Prozent ein Bündnis aus CDU/CSU, FDP und Grünen gut oder sehr gut (minus zwei Punkte).

Merkel verliert an Zustimmung

68 Prozent der Befragten sind der Auffassung, dass die Jamaika-Koalition zustande kommen wird (minus sieben Punkte). 30 Prozent der Befragten dies nicht (plus neun). Auch die Jamaika-Chefunterhändler von Union und FDP verlieren an Zustimmung in der Bevölkerung. So büßt Bundeskanzlerin Angela Merkel im Vergleich zum Vormonat sechs Punkte ein. Die CDU-Chefin kommt jetzt auf 57 Prozent. FDP-Partei- und Fraktionschef Christian Lindner verliert drei Punkte und erreicht 45 Prozent Zustimmung. Der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer büßt sogar acht Punkte ein und erreicht jetzt nur noch 28 Prozent.

Um einen Punkt zulegen kann dagegen Grünen-Chef Cem Özdemir, der jetzt einen Beliebtheitswert von 54 Prozent erreicht und damit knapp hinter Merkel rangiert. Auch Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt legt zu – um drei Punkte auf 32 Prozent. Sie liegt gleichauf mit FDP-Vizechef Wolfgang Kubicki, zu dem aber kein Vergleichswert vorliegt.

Schäuble beliebt

Beliebtester deutscher Politiker bleibt Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU), mit dessen Arbeit unverändert 69 Prozent der Befragten zufrieden oder sehr zufrieden sind. Eine Mehrheit der Befragten von 62 Prozent plädiert für einen Rückzug Seehofers von seinen politischen Ämtern nach Abschluss der Koalitionsverhandlungen. Bei den Befragten in Bayern sind ebenfalls 62 Prozent dieser Auffassung. 56 Prozent der Bürger gaben an, dass die CSU ihrer Meinung nach unverhältnismäßig viel Macht in der Union hat.

Rückendeckung gibt es für die Forderung der FDP nach kompletter Abschaffung des Solidaritätszuschlags, was 51 Prozent der Befragten unterstützen. 29 Prozent sind dafür, den Soli nur für niedrige und mittlere Einkommensgruppen abzuschaffen. 18 Prozent wollen ihn unverändert beibehalten. Für den Deutschlandtrend wurden am Montag und Dienstag 1005 Bürger befragt.

In der Sonntagsfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap mit 1505 Befragten im Auftrag der Tagesthemen bleibt die Union mit 30 Prozent stärkste Kraft, büßt aber zwei Punkte im Vergleich zum Vormonat ein. Die SPD erreicht 21 Prozent (plus eins). Die AfD kommt auf 13 Prozent (plus zwei), die FDP auf zwölf Prozent (plus eins), die Linke auf neun Prozent (minus eins) und die Grünen erreichen elf Prozent (plus eins). (APA, 9.11.2017)