Mit einem Crowd-Funding-Projekt will das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) seine Plakatsammlung restaurieren und für die Nachwelt sicher verwahren.

Foto: APA / DÖW

Wien – Mit einem Crowdfunding-Projekt will das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) seine Plakatsammlung restaurieren und für die Nachwelt sicher verwahren. Es handelt sich um 3.500 Exponate, Herzstück sind rund 600 Plakate der "Sammlung Rehse" mit Österreich-Bezug. Insgesamt sollen 25.000 Euro aufgebracht werden, sagte DÖW-Bibliothekar Stephan Roth.

Plakate gehören zu den wichtigsten Quellen der Zeitgeschichte, erläuterte das DÖW. "Sie zeigen den politischen Kampf, sie offenbaren Ideologien und enthüllen, wie Regime mit politischen GegnerInnen umgehen." Die "Sammlung Rehse" ist in diesem Zusammenhang besonders aufschlussreich.

Friedrich Rehse war laut DÖW ein Münchner Privatsammler, der seine Sammlung 1929 an die NSDAP verkaufte, aber weiter Archivar blieb. Seine Kollektion wurde 1945 mit dem Einmarsch von US-Truppen in München von den Amerikanern beschlagnahmt, unrechtmäßig erworbene Exponate wurden restituiert. Der Rest wurde gemeinsam mit den Akten des NSDAP-Hauptarchives zunächst in den USA in der Library of Congress in Washington aufbewahrt.

Fünf von 97 Kisten

1963 wurde ein Großteil der Sammlung – 97 Kisten – an das deutsche Bundesarchiv zur Aufteilung übergeben. Teile kamen ins Bayrische Hauptstaatsarchiv, ins Stadtarchiv München und in das Bundesarchiv Koblenz. Die für Österreich relevanten Teile bekam das DÖW: Im Juni 1970 kamen fünf Kisten mit Druckschriften und dem Gesamtgewicht von 274,5 Kilogramm am Wiener Westbahnhof an, die um sieben Schilling Bahnfrachtkosten abgeholt wurden.

Doch dieser Teil der "Sammlung Rehse" geriet in Vergessenheit und galt in der Fachwelt für lange Jahre verschollen. Ein weiterer Schwerpunkt der DÖW-Sammlung sind Hinrichtungsplakate von Widerstandskämpfern vor allem aus Wien: Diese Plakate wurden nach den Exekutionen zur Abschreckung beim Wohnort der Ermordeten affichiert. Dazu kommen Kundmachungen aus dem Ghetto Lodz (Litzmannstadt) sowie Nachkriegsplakate unmittelbar nach Kriegsende.

Die Restaurierung ist nicht zuletzt wegen des Zustandes vor allem der Plakate aus dem Ersten Weltkrieg, der Zwischenkriegszeit und der Zeit des "Ständestaats" aufwendig. Laut DÖW sind die Exponate an manchen Stellen gerissen, an anderen Stellen fehlen kleinere Teile. Auf der Rückseite wurden die Plakate teilweise mit Filzstift beschriftet. In den 1970er-Jahren war Tixoband das "Allheilmittel", um die Risse zu schließen. Das führte dazu, dass sich die im Tixo vorhandene Säure in die Plakate hineingefressen hat. Oberflächenverschmutzungen und Falten waren teilweise ebenfalls vorhanden.

Richtiges Glätten und Lagern

Daher nahm die vom DÖW beauftragte Restauratorin erst eine trockene Oberflächenreinigung von Vorder- und Rückseite mittels Latexschwamm und einem speziellen Radiergummi vornehmen. Danach wurden die teils großflächig aufgebrachten Klebebände unter Verlust von so wenig Originalmaterial wie möglich mechanisch mit einem Spezialmesser oder mit Wärme entfernt. Auch unsachgemäße und großflächige Hinterklebungen wurden mit Hilfe von Kompressen entfernt. Besonders bedrohte Teile wurden mit Japanpapier und Weizenkleister stabilisiert. Anschließend wurde das Plakat geglättet.

Die Crowd-Funding-Initiative zur Rettung der Plakate wurde mit Hilfe der Klasse 4Bl der HTL Rennweg gestartet. Nicht nur die Restauration ist aufwendig, sondern auch die Lagerung. Die Plakate werden in Mappen gelegt und in Schränken aufbewahrt. Wegen der unterschiedlichen Formate müssen sowohl die Mappen als auch die Kästen maßgefertigt werden. (APA, 10.11.2017)