Will Vizebürgermeisterin Vassilakou absägen: Alexander Hirschenhauser.

Foto: Matthias Cremer

Eine Aussprache statt "Süßholzraspeln", eine offene Debatte statt "Top-down-Mauschelei": Das wolle er von der Chefetage erzwingen, sagt Alexander Hirschenhauser. Für den Parteikongress der Wiener Grünen am 25. November hat sich der 55-Jährige deshalb munitioniert – und fordert in einem Antrag nichts Geringeres als den Rückzug von Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou. Die grüne "Neuerfindung" könne ja nicht klappen, wenn die Personen an der Spitze die gleichen blieben.

Urabstimmung

Eine Zwergenrevolte? Als Chef der mäßig starken Bezirksgrünen in der kleinen Innenstadt ist Hirschenhauser ein Leichtgewicht – und doch kein Jausengegner. Denn dass er Mehrheiten organisieren kann, hat der Lokalpolitiker bereits im Frühjahr bewiesen.

Damals war der Streit um das von Vassilakou verteidigte Hochhausprojekt am Wiener Heumarkt eskaliert, in dem Gegner eine spekulantengetriebene Verschandelung sehen. Hirschenhauser setzte eine Urabstimmung der grünen Mitglieder durch, die eine knappe Mehrheit gegen diese "Todsünde" brachte; die rot-grüne Stadtregierung zog ihre Pläne trotzdem durch.

Übt Hirschenhauser nun Rache? "Er ist kein Königinnenmördertyp", verteidigt ihn Ex-Parteikollege Wolfgang Zinggl, ebenfalls ein Heumarkt-Kritiker. Allein die Sorge um die von den Wählern entfremdeten Grünen treibe ihn an: "Doch dort wird er nur getögelt."

Offene Rechnungen

Für "beseelt" halten ihn Gegner genauso, jedoch in einer verbohrten Art: Für ein "single issue" verliere er das große Ganze aus den Augen, auch von persönlichen Motiven ist die Rede. Mit Heumarkt-Investor Michael Tojner soll er aus gemeinsamen Tagen in der Klubszene offene Rechnungen haben.

"Ich wüsste nicht, welche", pariert Hirschenhauser, der in Wiens Musikszene der Neunziger als Schlüsselfigur galt. Der Outdoorfreak ("Ich verbringe Urlaube gehend") gründete das legendäre Plattengeschäft Black Market, vertrieb internationale Stars wie Kruder & Dorfmeister und Parov Stelar. Doch Amazon, iTunes und Gratis-Downloads trieben das Geschäft in die Pleite: "Heute lebe ich von McJobs."

Szenerummel und Mädels seien eine Weile cool gewesen, erzählt Hirschenhauser, allmählich aber habe der lokale Ruhm genervt. Er habe keine Lust, alle paar Meter auf der Straße angesprochen zu werden – weshalb Spekulationen, dass da eine Grätzelgröße selbst auf einen Platz in der ersten Reihe der Grünen spitze, Unsinn seien: "Sicher nicht." (Gerald John, 11.11.2017)