Von der Bodybuilderin Elisabeth Adamec existieren nur kurze Filmsequenzen und unscharfe Fotos, die Jahre nach der Karriere bei einem Privatauftritt entstanden. Ihr Archiv ist nämlich abgebrannt.

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Die Sportlerin Adamec wurde zur Expertin für Sicherheit Fass.

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Elisabeth Adamec & Richard Miltner, NABBA Austria Grand Prix 1985.

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Elisabeth Adamec, NABBA Miss Austria 1986.

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Elisabeth Adamec, NABBA Miss Austria 1987.

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Wiener Neustadt – "Auf gebaut kommt's net an", sagt Hans Moser im Franz-Antel-Heuler "Hallo Dienstmann" aus dem Jahr 1952 angesichts einer ihm verhältnismäßig übermächtig erscheinenden Traglast. Elisabeth Fass würde das auf sich selbst bezogen unterschreiben. Als sie noch Elisabeth Adamec hieß, hätte sie dem allerdings vehement widersprochen.

Elisabeth Fass ist Inhaberin der Firma Fass Sec Security Services, aber trotz ihrer auf 1,56 Meter Körpergröße verteilten 49 Kilogramm immer wieder auch selbst im Einsatz, wenn ihre Mitarbeiter bei Veranstaltungen für einen friedlichen Ablauf sorgen. Zum Beispiel bei Spielen des Fußballbundesligisten Mattersburg. Auch wenn sie vor allem ihre eigenen Leute im Auge behält, ist der kleinen Frau ein Eingreifen zuzutrauen.

Elisabeth Adamec, wie Fass einmal hieß, kam es immer auf ihren Körperbau an, zumal als sie im Bodybuilding zur Spitze zählte – sie war 1986 Miss Austria und ein Jahr später bei den Titelkämpfen in Bologna gar Weltmeisterin der World Amateur Body Building Association (WABBA). Mit diesem Höhepunkt endete auch eine Karriere, die einerseits Zufällen entsprang, von Elisabeth Adamec aber andererseits mit letzter Konsequenz verfolgt wurde. "Das ist eben ein Wesenszug von mir. Ich ziehe die Sachen durch, auch wenn sie der größte Blödsinn sind."

Ausstieg wegen Schwangerschaft

Zur Welt war sie als Elisabeth Hofer in Wien gekommen. Die Eltern eröffneten aber eine Spritzgusstechnikfirma in Neuhaus an der Triesting im südlichen Wienerwald, "da war ich noch ein Baby". Das "Landkind" absolvierte die Handelsakademie, arbeitete im elterlichen Betrieb. Über ihren ersten Ehemann, Wolfgang Adamec, kam sie zum Rallyeklub Baden ("kein Pilot, ein Adabei"), dort lernte sie die begabte Pilotin Gabi Husar kennen. Elisabeth Adamec machte Husar vier Saisonen lang die Beifahrerin. Ausgestiegen ist sie wegen ihrer Schwangerschaft. Sie begann, ernsthaft ihren Körper zu trainieren, "weil ich einen Knick in der Optik habe und immer glaube, dass ich zu dick bin". Der Ehrgeiz wurde besonders augenfällig, als sie ihr dann ihr eigenes Fitnessstudio in Leobendorf eröffnete.

Der Einstieg ins Bodybuilding sei für Frauen damals noch deutlich einfacher gewesen. "Heute sehen Bodybuilderinnen oft aus wie zu meiner Zeit Klassensieger bei den Männern." Soll heißen: Der Sport hat sich in den Augen von Elisabeth Fass zu seinen Ungunsten verändert: Auch da gelte schneller, höher, stärker, "also eigentlich schneller, breiter, stärker".

"Nicht ganz sauber"

Die einstige Miss Austria gibt unumwunden zu, selbst gedopt zu haben. "Ganz sauber war ich nicht." Das Nandrolon-Präparat Deca-Durabolin, also ein anaboles Steroid, nahm sie "in Dosen, über die heute nur gelacht würde. Es gab keine Kontrollen, ich glaube, die gibt es heute noch nicht."

Das Mittelchen half vor allem in der letzten Vorbereitungsphase vor Wettkämpfen, in der sich Elisabeth Adamec strengster Diät (500 bis 600 Kalorien pro Tag) unterwarf, um die auftrainierten Muskelgruppen besser präsentieren zu können. Erleichtert habe das Doping nichts, "ich habe trainiert wie Sau, unter zwei Stunden Kraft pro Tag geht nichts, dazu anaerobes Training zum Wettkampf hin, Laufen, Radfahren". Im Bankdrücken brachte sie es auf 90 Kilogramm, Kniebeugen wurden durch 140 Kilo erschwert. Resultat war schließlich ein Körperfettanteil von zehn bis zwölf Prozent, also etwa die Hälfte dessen, was für Frauen als Norm gilt.

Elisabeth Adamec reüssierte aber auch mit Körpersymmetrie ("Es muss alles irgendwie zusammenpassen") und durch eine gewisse Musikalität. In Bologna posierte sie zu Lucio Dallas Hit Tutta la vita, ein Schachzug, der half, Lokalmatadorin Claudia Profanter zu bezwingen.

Das war noch Jahre später ein klingender Name in einer Szene, der Elisabeth Adamec nach ihrem größten Erfolg den Rücken kehrte. Auch ihr Fitnessstudio war schon Vergangenheit. "Es lief nicht mehr richtig, mit den großen Ketten konnte man nicht mithalten."

Von Fitness zur Security

Sie arbeitete im Bad Vöslauer Sportgeschäft der Familie ihrer Freundin Gabi Husar und lernte im Training Harald Fass kennen, einen Personenschützer, der in den USA eine Zeitlang als Bodyguard dem Team angehörte, das ein Auge auf Donald Trump hatte. Der neue Partner legte den Wechsel "von einer negativ besetzten Geschichte zur anderen" nahe, sagt Elisabeth Fass. "Geht es um unsere Branche, hat man den typischen Türlsteher oder den typischen Schlüsselwachter vor Augen." Fass Sec Security Services beschäftigt 20 Fixangestellte, "handverlesene Leute", sagt die Chefin. Es sei schwer gewesen, den Kunden klarzumachen, dass man seriös und gut arbeitet.

Personalentwicklung sei ihr das größte Anliegen, "das fängt schon beim Grüßen und Auf-Wiedersehen-Sagen an". Um die handfesteren Fertigkeiten kümmert sich Herr Fass. Dessen Kursangebot richtet sich allerdings nicht nur an die eigene Belegschaft.

Die Crew, die bei Bedarf auf bis zu 120 Leute aufgestockt wird, sichert private Feiern sowie kleine und mittlere Events. "Wir hatten aber auch schon ein Schürzenjäger-Konzert", sagt Elisabeth Fass. Anbieter aus Ungarn und Tschechien drücken zwar die Preise, "aber wir sind zufrieden".

Mit den Großen der Sicherheitsbranche kann und will sie auch gar nicht konkurrieren. Das hat Elisabeth Adamec schon erledigt in der Zeit, als es auf gebaut unbedingt angekommen ist. (Sigi Lützow, 13.11.2017)