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Ein durch das Erdbeben zerstörtes Geschäft in Halabja im Irak.

Reuters

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Ein eingestürztes Gebäude in Sarpol-e Zahab im Westen des Iran.

Foto: Pouria Pakizeh/ISNA via AP

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Foto: Fatemeh Bahrami/Anadolu Agency/Getty Images

Teheran/Bagdad – Nach dem schweren Erdbeben in der Grenzregion zwischen dem Iran und dem Irak hat die iranische Regierung den Dienstag zum staatlichen Trauertag erklärt. Mindestens 415 Menschen starben bei dem Erdbeben der Stärke 7,3 und mehr als 7.000 weitere wurden verletzt, wie die Behörden beider Staaten am Montag mitteilten.

Das iranische Kabinett drückte in einer Stellungnahme am Montag sein Mitgefühl für die Opfer und ihre Angehörigen aus und wünschte den Verletzten eine baldige Genesung. Irans Präsident Hassan Ruhani hat den Menschen in der Kermanschah-Provinz einen raschen Wiederaufbau zugesagt. "Heute stehen alle Iraner hinter Kermanschah, und wir werden alles tun, damit die Menschen hier diese Tragödie schneller vergessen können", sagte er am Dienstag nach seiner Ankunft im Katastrophengebiet.

Die Regierung in Teheran werde alles tun, damit die vom Beben betroffenen Städte rasch wieder aufgebaut werden können. "Unser Fokus sind Wohnkomplexe, da müssen wir den Menschen bei dem Aufbau besonders zur Seite stehen", sagte Ruhani, der sich an Ort und Stelle ein Bild von der Lage machen wollte.

Suche nach Überlebenden

Unterdessen suchten die Rettungskräfte verzweifelt nach Überlebenden. Zehntausende Menschen verbrachten eine kalte Nacht im Freien – aus Furcht vor Nachbeben und weil ihre Häuser zerstört wurden. Laut jüngsten offiziellen Angaben kamen nach dem Erdstoß der Stärke 7,3 in der Grenzregion zwischen dem Iran und dem Irak 423 Menschen ums Leben. Außerdem wurden mehr als 7.000 Verletzte gezählt. Allein in der westiranischen Provinz Kermanschah wurden mehr als 400 Tote gezählt. Auf der anderen Seite der Grenze, im kurdischen Teil des Irak, waren es auch einige Tote und mehr als 300 Verletzte.

In Kermanschah war die Stadt Sarpol-e Sahab am stärksten betroffen. Wie Gerippe ragten zerstörte Häuserblocks in die Höhe, die herabgestürzten Fassadenplatten zu Trümmerbergen aufgetürmt, darunter zerquetschte Autos: 280 Tote wurden bis zum Montagnachmittag dort gezählt.

In der 85.000-Einwohner-Stadt konnten eine Frau und ein Baby nach iranischen Medienberichten am Montagmorgen aus den Trümmern gerettet werden. Am Nachmittag war die Stadt noch immer ohne Strom, wie das staatliche Fernsehen berichtete.

Vorbereitungen für Notunterkünfte

Die amtliche Nachrichtenagentur Irna berichtete über schwere Auswirkungen auch in Städten wie Kasr-e Schirin oder Eslamabad. In der Region um diese Städte leben fast 260.000 Menschen. In der Provinz bereiteten die Behörden nach eigenen Angaben die Einrichtung von Notunterkünften vor. Das staatliche Fernsehen zeigte die Verteilung von Zelten, Decken und Essen. Medienberichten zufolge waren hunderte Krankenwagen und dutzende Armeehubschrauber im Einsatz. 200 Verletzte wurden mit dem Flugzeug zur Behandlung nach Teheran gebracht.

Geschlossene Straßen

Die wegen Erdrutschen geschlossenen Straßen in Kermanschah waren am Nachmittag nach Angaben örtlicher Behörden wieder geöffnet. Vielerorts fiel der Strom aus. Der Chef der Revolutionsgarden, die Elitetruppe der Islamischen Republik Iran, General Mohammed Ali Dschafari, stattete dem Katastrophengebiet einen Besuch ab, ebenso der Innenminister Abdolresa Rahmani-Fasli.

Das schwere Erdbeben hatte die Region am Sonntagabend erschüttert, als viele Menschen zu Hause waren. Das Epizentrum lag etwa 50 Kilometer nördlich von Sarpol-e Sahab.

Vorerst ohne internationale Hilfe

Laut Außenminister Mohamed Dschawad Sarif will der Iran vorerst auf internationale Hilfe verzichten. "Wir bedanken uns für die internationale Anteilnahme und Hilfsangebote, aber wir haben es vorläufig im Griff", schrieb er am Dienstag auf seiner Twitter-Seite.

Er werde seine Kollegen jedoch bei Bedarf in Kenntnis setzen. Neben einigen arabischen Staaten hatte die internationale Gemeinschaft, auch Irans Erzfeinde USA und Israel, dem iranischen Volk ihr Beileid ausgesprochen.

Im vergleichsweise dünn besiedelten Kurdengebiet im Nordost-Irak war die Zahl der Opfer deutlich niedriger als im Iran. Am stärksten getroffen wurde dort die Stadt Darbandichan, in der vier Menschen ums Leben kamen, wie der Gesundheitsminister der autonomen Kurdenregion, Rekot Raschid, mitteilte.

Das Erdbeben passierte während einer Live-Sendung eines kurdischen TV-Senders.

Beben auch in Bagdad zu spüren

Fotos zeigten eingestürzte Mauern und Gebäude. Zwei Tote gab es demnach in Karmijan und einen in Suleimanija. Dort rannten Menschen in Panik auf die Straßen, als die Erde anfing zu beben, wie ein AFP-Reporter berichtete. Ein Mensch starb in der benachbarten irakischen Provinz Diyala.

Das Beben war auch in der irakischen Hauptstadt Bagdad und in der Stadt Täbris im Nordwesten des Iran zu spüren. Im Osten der Türkei schreckte das Beben die Menschen ebenfalls auf. In der kurdischen Millionenmetropole Diyarbakir flohen Bewohner aus ihren Häusern.

Die bergige Grenzregion zwischen dem Iran und dem Irak wird regelmäßig von Erdbeben erschüttert; dort verläuft eine tektonische Bruchlinie. Im Nordiran kamen bei einem Erdbeben der Stärke 7,4 im Jahr 1990 rund 40.000 Menschen ums Leben. 2003 erschütterte ein Erdstoß die historische Stadt Bam im Südosten des Iran. Dabei kamen mindestens 31.000 Menschen ums Leben. Auch 2005 und 2012 gab es im Iran schwere Beben mit hunderten Toten. (APA, 13.11.2017)