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Foto: Reuters/Tessier

Als Disney vergangenen August verkündete, einen eigenen Streaming-Dienst aufbauen zu wollen, brach die Netflix-Aktie abrupt ein. Nun sind Bewegungen an der Börse nicht immer ein valider Indikator dafür, ob einem Unternehmen Probleme drohen. In diesem Fall dürfte die Sorge der Netflix-Anleger allerdings berechtigt sein. Denn Disney hat nicht nur ein, sondern gleich mehrere Asse in seinem Ärmel, um Netflix schaden zu können – und mit Anfang 2019 einen perfekten Zeitpunkt für seinen Angriff auf andere Streaming-Dienste gewählt.

Die Konkurrenz ist groß

Die Ausgangslage: Netflix ist zwar der weltweit erfolgreichste Streamingdienst, allerdings längst nicht mehr der einzige. In den vergangenen Jahren ist eine Reihe von Konkurrenten aufgepoppt, die ebenfalls einen Mix aus Eigenproduktionen, älteren Fernsehsendungen und Filmen anbieten. Zu nennen sind im US-Raum etwa HBO Now, CBS All Access, Hulu und natürlich Amazon Prime Video. Im deutschsprachigen Raum gibt es etwa Sky Ticket oder Maxdome.

Milliardenbeträge für eigene Inhalte

Netflix kann sich also nicht mehr durch sein Modell von anderen Anbietern unterscheiden. Daher wird der Fokus auf exklusive Titel gelegt. Am besten eigenen sich dazu Eigenproduktionen. Im kommenden Jahr will Netflix etwa acht Milliarden Dollar für eigene Filme und Serien ausgeben und erfolgreiche Marken wie "Stranger Things" weiter ausbauen. Die Konkurrenz hat etwa "Game of Thrones" (HBO), "Star Trek Discovery" (CBS All Access) oder "Handmaid’s Tale" (Hulu).

Superhelden

Nun kommt Disney ins Spiel – das im Besitz der wohl wertvollsten Marken ist, die es momentan gibt. Einmal abgesehen von Disney-Inhalten selbst hält der Konzern etwa die Rechte an "Star Wars". Für den neuen Streamingdienst wurde vergangene Woche prompt eine neue "Star Wars"-Fernsehserie angekündigt. Dass diese auf das Interesse einiger Fans stoßen dürfte, ist klar. Außerdem gehört Marvel zu Disney. Also: Spiderman, Wolverine, Hulk, Iron Man, Daredevil und damit auch X-Men oder die Avengers. Netflix produziert momentan eigene Serie mit Lizenzen dieser Superhelden, doch das dürfte ab Ende 2018 vorbei sein.

FX und National Geographic

Disney ist aber noch nicht fertig: Vergangene Woche geisterten Gerüchte durch Hollywood, dass Disney Teile von 21st Century Fox erwerben möchte. Dabei soll es nicht um Fox News oder Fox Sports gehen, sondern um die Fernsehsender FX und National Geographic. Ersteres würde eine Reihe von Originalinhalten für Erwachsene bedeuten, mit denen Disney wiederum Netflix wehtun kann: Beispielsweise die Serien "American Horror Story", "The Americans" oder "Fargo". National Geographic könnte hingegen einen Pool an Dokumentationen bereitstellen – gerade Naturdokus kommen bei Streaming-Nutzern gut an.

"Günstiger als Netflix"

Dazu kommt, dass Disney angekündigt hat, den Abopreis für seinen Streaming-Dienst "günstiger als Netflix" gestalten zu wollen. Der aktuelle Primus unter den Videostreamern muss sich also warm anziehen. Ob Disney einen weltweiten Start plant oder sein Glück vorerst nur in den USA versucht, ist noch nicht bekannt. Nutzer können sich aber auf jeden Fall darauf freuen, eine ganze Reihe von neuen Fernsehserien sehen zu können. (fsc, 13.11.2017)