Bei Speichern spielt der Verbund schon jetzt eine maßgebliche Rolle.

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Wien – Die Speicherfähigkeit von elektrischer Energie sei der Dreh- und Angelpunkt, um die zur Eindämmung der Erderwärmung nötige Verdrängung von Öl, Gas und Kohle im Strommix zu schaffen. Davon zeigten sich Verbund-Vorstandsvorsitzender Wolfgang Anzengruber und Aufsichtsratschef Gerhard Roiss, der bis vor zwei Jahren noch Generaldirektor der OMV war, bei einem Pressegespräch am Montag überzeugt.

Bei Speichern spielt der Verbund schon jetzt eine maßgebliche Rolle. Die Pumpspeicherkapazitäten im österreichischen Teil der Alpen belaufen sich auf rund 2000 Megawatt (MW). In Zukunft werden aber viel mehr benötigt, weil es die in Kohlehalden, Öltanks und Gaskavernen gespeicherte Energie zu ersetzen gilt und der Strombedarf trotz effizienzverbessernder Maßnahmen weiter steigen wird – Folge der zunehmenden Elektrifizierung weiter Lebensbereiche.

Gebiete definieren

Da will der Verbund hineinstoßen, ob es nun Wasserstoff ist, wie bei dem sich bereits in der Umsetzung befindlichen Projekt mit Voestalpine für den industriellen Gebrauch in Linz, oder andere Lösungen und Materialien. In einem Strategieprozess, der vor kurzem angelaufen ist, will man Gebiete definieren, in denen die Chancen für Österreichs größten Stromkonzern am besten stehen, in Zukunft den Großteil des Geldes zu verdienen.

"Dabei spielt es keine große Rolle, wie lange der Strategieprozess dauert, wichtig ist, was herauskommt", sagte Roiss. Sicher sei nur, "dass die Welt in zehn, 15 Jahren völlig anders aussehen wird".

Anzengruber sieht für den Verbund und andere europäische Unternehmen eine große Chance in der Digitalisierung und allem, was damit zusammenhängt. Bei der Batterientechnologie habe Südostasien einen kaum einholbaren Vorsprung, bei Elektroautos gebe China zunehmend die Richtung vor. Was aber neue Speichertechnologien betreffe, könne man sich mit US-Forschungseinrichtungen sowie Start-ups vernetzen, die in Kalifornien Innovationen am laufenden Band liefern – trotz Trump.

Pilotprojekt Blockchain

"Was die Versorgungssicherheit betrifft, da sind wir Spitze in der Welt", sagte Anzengruber. "Energiesysteme managen, das können wir." Es sei gut denkbar, dieses Wissen künftig auf Auslandsmärkten zu Geld zu machen.

Gemeinsam mit der Salzburg AG hat der Verbund am Montag eine Blockchain-Initiative gestartet. Bis Ende 2018 soll ausgelotet werden, wie sich diese Technologie, ein fälschungssicheres und dazu noch verschlüsseltes Buchführungssystem, im Stromgroßhandel und bei Endkonsumenten einsetzen lässt, die den Strom über eine Solaranlage auf dem Dach selbst erzeugen und zumindest teilweise an Dritte verkaufen möchten. (stro, 13.11.2017)