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Die Abgeordnete Jackie Speier sagte bei einer Anhörung im Repräsentantenhaus, ihr hätten frühere und aktuelle MitarbeiterInnen von sexuellen Übergriffen berichtet.

Foto: Reuters/YURI GRIPAS

Washington – Auch im US-Kongress soll es zahlreiche Fälle von sexuellen Übergriffen gegeben haben. Die demokratische Abgeordnete Jackie Speier sagte am Dienstag bei einer Anhörung im Repräsentantenhaus in Washington, in zahlreichen Telefonaten und Treffen hätten ihr frühere und aktuelle MitarbeiterInnen von solchen Vorfällen berichtet. Manchen Opfern sei mitten im Plenarsaal in den Genitalbereich gegriffen worden.

Speier berichtete, nach ihren Informationen hätten sich mindestens zwei derzeitige ParlamentarierInnen "sexueller Belästigung" schuldig gemacht. Die Namen wollte sie nicht nennen. Einer oder eine der beiden gehöre ihrer eigenen Partei an, der oder die andere sei Republikaner.

Die republikanische Abgeordnete Barbara Comstock erzählte von der jungen Mitarbeiterin eines Parlamentariers, die ihrem Chef Dokumente nach Hause gebracht habe und von diesem lediglich mit einem Handtuch bedeckt empfangen worden sei. Er habe sich dann vor ihr entblößt. Die Frau sei daraufhin umgekehrt und habe ihren Job gekündigt. Auch Comstock wollte keine Namen nennen.

Verbindliches Training

Speier hatte Ende Oktober berichtet, dass ihr selber einst als Kongressmitarbeiterin von einem Vorgesetzten ein Kuss aufgezwungen worden sei. Unter dem Stichwort "#MeTooCongress" ("#IchAuchKongress") forderte sie frühere und aktuelle Kongressmitarbeiter auf, ebenfalls derartige Vorfälle publik zu machen.

In der Ausschussanhörung am Dienstag ging es um Reformen im Repräsentantenhaus, mit denen es den Opfern erleichtert werden soll, sexuelle Übergriffe zu melden. Auch die Einführung von obligatorischen Seminaren für Abgeordnete, MitarbeiterInnen und PraktikantInnen zur Vermeidung solcher Übergriffe wird geprüft. Der Senat hatte ein solches verbindliches Training bereits in der vergangenen Woche beschlossen.

Die Debatte um diese Reformen gewinnt zu einem Zeitpunkt an Fahrt, zu dem ein prominenter Kandidat für den US-Senat mit Vorwürfen der Belästigung und des Missbrauchs von Minderjährigen konfrontiert ist. Der ultrakonservative Ex-Richter Roy Moore wird von fünf Frauen beschuldigt, vor rund vier Jahrzehnten gegen sie übergriffig geworden zu sein oder ihnen nachgestellt zu haben, als sie noch Teenager waren.

Welle von Enthüllungen

Trotz der Aufforderung des Republikaner-Chefs im Senat, Mitch McConnell, weigert sich der Rechtsaußen-Politiker jedoch, seine Kandidatur bei einer Nachwahl im Dezember zurückzuziehen. Er weist die Anschuldigungen kategorisch zurück.

Die Welle von Enthüllungen über sexuelle Übergriffe im Berufsleben hatte Anfang Oktober mit dem Skandal um den früheren Hollywoodproduzenten Harvey Weinstein ihren Anfang genommen, der von inzwischen mehr als hundert Frauen beschuldigt wird, sie belästigt und vergewaltigt zu haben. Auch im Europaparlament werden Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen Abgeordnete erhoben. (APA, 15.11.2017)