Apotheken genießen bis heute einen besonderen Schutz. In Tirol führte das zu einem 18 Jahre dauernden Rechtsstreit.

Die Sowi-Apotheke muss nach 18 Jahren ihre Pforten schließen. Sie bedrohe die Stadtapotheke in ihrer Existenz, sagen Gutachter.

Innsbruck – Unter Magistern spielt Zeit eine untergeordnete Rolle. Zumindest zeigt man sich seitens der Stadtapotheke Winkler im historischen Zentrum Innsbrucks nicht verwundert über den 18 Jahre dauernden Rechtsstreit mit der Sowi-Apotheke.

Doch nun hat das Verwaltungsgericht eine Entscheidung gefällt: Mit 31. Dezember muss die Konkurrenzapotheke auf dem Campus der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät schließen. Acht Mitarbeiterinnen verlieren dadurch ihren Job.

Der Rechtsstreit geht auf den für Apotheken geltenden Gebietsschutz zurück. Als Wieser ihr Geschäft vor 18 Jahren eröffnet hat, legten – wie das Usus ist, um Parteienstellung zu erhalten – alle umliegenden Apotheken Einspruch dagegen ein.

Sie zogen diesen in der Folge wieder zurück, nachdem das Land Tirol Wieser eine Konzession zuerkannt hat. Nur die Stadtapotheke blieb beim Einspruch, weil die neue Konkurrenz existenzbedrohend sei.

400 Jahre Tradition

Man verweist dort seitens der Betreiberfamilie Winkler auf die 400 Jahre alte Tradition der Stadtapotheke und dass man seit Eröffnung des Konkurrenzbetriebes an der Sowi deutliche Geschäftseinbußen verspürt habe.

Ob die 18 Jahre, die das Verfahren nun dauerte, nicht beweisen würden, dass beide Apotheken durchaus koexistieren könnten, verneint man seitens der Familie Winkler. 2009 habe man deshalb sogar bei der Stadt um eine Verlegung des eigenen Standortes angesucht: "Das macht man nicht leichtfertig, wenn man seit 400 Jahren am selben Ort ist."

Gutachterstreit zu Zahlen

Der Entscheid des Verwaltungsgerichtes, der nun die Schließung der Sowi-Apotheke verfügt, stützt sich auf ein Gutachten der Apothekerkammer. Darin wird festgehalten, dass die Stadtapotheke durch die Konkurrenz in ihrer Existenz gefährdet sei.

Grundlage für das Gutachten ist eine Studie der Technischen Universität Wien. Doch es gibt einige Zweifel an den Aussagen dieses Gutachtens der Apothekerkammer.

So kritisieren zwei Wissenschafter aus Innsbruck die verwendeten Zahlen. Denn die werden für die Berechnung des Versorgungspotenzials herangezogen, das darüber entscheidet, wo eine Apotheke existieren darf. Die Berechnung desselben ist sehr komplex und beinhaltet zum Beispiel auch die Anzahl von Tagestouristen. In einer Tourismusstadt wie Innsbruck kein unwesentlicher Faktor.

Es gilt der grundsätzliche Schlüssel, dass durch eine neue Apotheke die Zahl der versorgten Personen bei den umliegenden nicht unter 5500 sinken darf. Ob dies bei Sowi- und Stadtapotheke nun der Fall sei, darüber streiten sich die Fachleute.

7000 Unterschriften

Das Verwaltungsgericht sieht es jedenfalls als erwiesen an. Dass es neben der Stadtapotheke noch die Tiroler Adler-Apotheke gibt, die näher an der Sowi-Apotheke liegt und kein Problem mit der Konkurrenz hat, ist für den Fall unerheblich.

Elisabeth Wieser ist pessimistisch, was die Zukunft angeht. Am Mittwoch hat sie noch 7000 Unterschriften von Kunden für den Fortbestand der Sowi-Apotheke an Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (Für Innsbruck) überreicht. Die sei aber machtlos in dem Fall. Die Apothekerkammer war für eine Stellungnahme zum Streit am Mittwochnachmittag nicht erreichbar. (Steffen Arora, 16.11.2017)