London/Stockholm – Großzügigkeit "kommt von Herzen", heißt es so schön. Nun steuert die Blutpumpe zwar nicht das menschliche Sozialverhalten – ein internationales Forscherteam berichtet aber in "Scientific Reports" von einer interessanten Korrelation, auf die es bei Experimenten gestoßen ist. Sie betrifft Altruismus und das Gefühl für den eigenen Herzschlag.

Das Experiment

Das Team um Richard Piech von der Anglia Ruskin University unterzog seine Probanden zweierlei Tests. Der eine war ein Computerspiel, dessen Teilnehmer in einer Reihe von Entscheidungen bestimmen konnten, Geldsummen mit anderen Probanden zu teilen. Sie hatten keinen dieser anderen Teilnehmer getroffen – die Forscher werten das Teilen mit Unbekannten als guten Indikator für altruistisches Verhalten in der realen Welt, etwa wenn man Geld an eine Organisation spendet.

Außerdem wurde der Herzschlag der Probanden per EKG aufgezeichnet. Anschließend wurde ihnen eine Reihe von Geräuschen vorgespielt und sie sollten – ohne ihren Puls selbst messen zu können – bestimmen, welche davon dem Rhythmus ihres Herzschlags am besten entsprachen. Dieses Einschätzungsvermögen variierte laut den Forschern zwischen den einzelnen Probanden beträchtlich.

Vermutungen

Das Ergebnis: Diejenigen, denen es leichter fiel, ihren Herzschlag einzuschätzen, waren die gleichen Personen, die im Schnitt mehr Geld an andere Probanden abtraten. Was diesen möglichen Zusammenhang bewirkt, bleibt vorerst Gegenstand von Spekulationen. Piechs Kollegin Jane Aspell vermutet, dass die Entscheidung über eine Spende eine emotional aufgeladene Situation ist. Diese würde den Herzschlag verändern – und wer stärker "auf sein Herz hört", neige dann unwillkürlich in Richtung Großzügigkeit. (jdo, 19. 11. 2017)