"Ich hoffe, Sie haben im Landhaus einen netten Raum mit viel Spielzeug", schreibt eine erboste Mutter dem oberösterreichischen Landeshauptmann.

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Linz – In einem Brief an Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) hat eine oberösterreichische Mutter angekündigt, er solle künftig auf ihre Tochter aufpassen. Denn wegen der geplanten Kindergartengebühren für den Nachmittag würden Eltern ihre Kinder abmelden, und es werde in ihrem Ort künftig keine Betreuung mehr geben. Die zuständige Landesrätin Christine Haberlander (ÖVP) will hingegen "keine Abmeldewelle heraufbeschwören".

Hintergrund ist die Ankündigung von ÖVP und FPÖ, aus Spargründen für die Nachmittagsbetreuung im Kindergarten ab Februar wieder Gebühren einzuführen – die Rede ist von 49 bis 150 Euro. Kritiker befürchten, dass dadurch Eltern mit geringem Einkommen ihre Kinder am Nachmittag abmelden könnten und dann in manchen Orten zu wenig Nachfrage für das Offenhalten der Einrichtungen besteht.

Nach Abmeldungen keine Betreuung mehr im Ort

Genau das erwartet offenbar die Verfasserin des Briefs. "Ihre Kindergartengebühren sind für mich und meine Familie existenzbedrohend. Die Gebühr kostet mich nämlich keine 50 oder 100 Euro, sie kann mich meinen Job kosten", schreibt die Mutter einer Tochter. Im örtlichen Kindergarten werde es künftig keine Nachmittagsbetreuung mehr geben, weil die nötigen zehn Kinder nicht zusammenkommen. "Ich hoffe, Sie haben im Landhaus einen netten Raum mit viel Spielzeug und eine gut ausgebildete Fachkraft für Kinderbetreuung, sobald diese Maßnahme in Kraft tritt. Ich werde nämlich ihre Rolle als LandesVATER sehr ernst nehmen und meine Tochter bei Ihnen abgeben. Mangels Alternativen", heißt es in dem Brief, den die Frau auch auf Facebook gepostet hat.

Stelzer: Gebühr soll Ausbau vorantreiben

Stelzer antwortete ebenfalls per Brief und argumentierte, dass man mit den Gebühren "die langfristige Finanzierbarkeit des Kinderbetreuungssystems gewährleisten und den weiteren bedarfsgerechten Ausbau vorantreiben" wolle. Zudem werde es weiterhin Ausnahmen für Härtefälle geben. Er werde das Anliegen der Frau aber an die zuständige Landesrätin Haberlander übermitteln.

Diese hielt in einer Stellungnahme am Donnerstag fest: "In vielen Schreiben, die mich im Rahmen der Einführung des Elternbeitrages am Nachmittag erreichen, äußern Eltern ihr Verständnis für einen Beitrag." Sie halte es daher nicht für angebracht, "eine große Abmeldewelle am Nachmittag und ein Zusammenfallen der Kindergartengruppen heraufzubeschwören". Die Gemeinden würden am Nachmittag die Gruppengrößen flexibler gestalten können, auch müsse man vermehrt gemeindeübergreifende Lösungen andenken. Zudem gebe es die Möglichkeit, mit Tageseltern ein Kinderbetreuungsangebot zu schaffen. (APA, 16.11.2017)