Weil Fachkräfte im Luftverkehrsmanagement fehlen, wollen die Austrian Airlines sie ab 2018 selbst ausbilden. Wo es bald ebenfalls eine Lücke geben könnte, ist bei den Piloten: Derzeit sind 330 der rund 550 AUA-Co-Piloten vom Mutterkonzern Lufthansa ausgeborgt. Ab Dezember sollen sie zurück wechseln.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Die Austrian Airlines starten im März 2018 ein duales Studium für Luftverkehrsmanagement. Angeboten werden zunächst acht Ausbildungsplätze – wenn es gut läuft, will man im nächsten Jahr auf zehn aufstocken, sagt Kay Kratky. Der Grund, eine eigene Ausbildung zu lancieren, ist laut AUA-Chef "das Defizit an Fach- und Spezialistenkräften. Bei uns benötigt man betriebswirtschaftliches, aber auch Airline-spezifisches Knowledge."

Derzeit holt die AUA Absolventen, die diese Kombination mitbringen, von anderen europäischen Airlines, mitunter auch der Lufthansa-Gruppe, nach Wien. Das ist jedoch nicht nachhaltig, denn: "Viele gehen nach drei bis fünf Jahren zurück", sagt Kratky. Zwischen 40 und 60 Mitarbeiter im Bereich Operations, Human Resources, Verwaltung und Finanzen fielen in diese Gruppe.

Die Vergütung: 875 Euro

Abgehalten wird das englischsprachige Bachelorstudium zu Aviation-Management in Kooperation mit der Universität Worms in Deutschland. Mit österreichischen Hochschulen, etwa der FH Joanneum, sei man zwar in Kontakt gewesen, "aber den Schwerpunkt Aviation bietet so niemand an."

Das neue Programm dauert sieben Semester, in der vorlesungsfreien Zeit durchlaufen Studierende in Wien-Schwechat sämtliche Stationen wie Check-in oder Technik und fliegen bei Langstreckenflügen mit. Die Vergütung: 875 Euro "plus Vorteile wie Flugvergünstigungen, die sie als Mitarbeiter der AUA nutzen können". In Aussicht gestellt wird Absolventen eine Anstellung.

Voraussetzung für die Bewerbung zum Studium ist die Hochschulreife. Interessenten können sich ab sofort, bis Mitte Dezember bewerben. Er wünsche sich viele Bewerber aus Österreich, sagt Kratky. "Sie haben eine höhere Affinität zu bleiben."

Co-Piloten gehen zur Lufthansa

Das Problem, dass Mitarbeiter abwandern, hat die Airline in einem weiteren wichtigen Bereich: bei den Piloten. Derzeit sind 330 der rund 550 Co-Piloten von der Lufthansa ausgeborgt. Ab Dezember sollen sie zurück zum Mutterkonzern wechseln, der ihnen bessere Bedingungen anbietet – bis 2019 will die Lufthansa alle übernommen haben.

Wie man reagiert? "Zunächst: Der Rückholprozess wird gemeinsam mit der Lufthansa gemanagt", sagt Kratky. "Damit werden nicht auf einen Schlag alle verschwinden." Einige versuche man "mit einem Paket, das auch schon weitgehend beschrieben ist", zum Dableiben zu bewegen. "Diese jungen Piloten sollen keine Nachteile dadurch haben, dass sie bei uns weiterfliegen."

Setzen auf den Standort

Gleichzeitig will die AUA erfahrene Piloten ansprechen, 52 Bewerbungen gibt es angeblich bereits. Air-Berlin-Piloten sollen mit 15.000 Euro für Umzugskosten geködert werden. Um den längerfristigen Bedarf zu decken, bildet man aktuell rund 100 Piloten in der Flugschule der Lufthansa aus – sie werden allerdings frühestens in zwei Jahren fertig.

Das neue Schulungskonzept sieht vor, dass alle Flugschüler der Lufthansa-Gruppe ihre Ausbildung gemeinsam im Lufthansa-Aviation-Training-Center absolvieren und sich nach Abschluss bei den Airlines – Lufthansa, AUA, Eurowings und Swiss – um eine Stelle bewerben."Wir hoffen natürlich, dass die AUA gerade für österreichische Bewerber eine hohe Attraktivität bietet." Was sie locken sollte? Kratky baut auf den Standortvorteil. "Das schöne Umfeld ist ein Asset. Außerdem ist das Unternehmen familiärer. Wir haben auch sehr gute Karriereperspektiven."

Auf die Frage, wann er, der selbst von der Lufthansa kommt, zurückwill, sagt Kratky: "Ich habe meine Karriere noch nie über den Tag hinaus geplant, sondern immer das gemacht, was mir Spaß macht. So behalte ich das bei. Wenn eine Option kommt, werde ich mich damit beschäftigen." (Lisa Breit, 18.11.2017)