Jan Josef Liefers und Axel Prahl (re.) im "Tatort" am Sonntag um 20.15 Uhr in ORF und ARD.

Foto: ORF/ARD/Wolfgang Ennenbach

"Die Welt wird auf Münster schauen, wie sie noch nie auf Münster geschaut hat." Geschwollene Worte. Wer könnte so sprechen, wenn's kein Politiker ist? Natürlich eine Kunstkuratorin. Und im neuen Tatort mit Thiel und Börne sieht Frau Professor Nika Wenger auch so aus, wie das tiefste Klischee es verlangt: Knallfarbige Kostüme in Dottergelb, Hosenanzüge in Rasengrün, dazu große Ohrgehänge, als Utensil allerlei Affektiertheiten und zum Verteilen viel heißer Luft später auch ein Fächer. Thiels Papa kennt sie übrigens, ebenso wie Staatsanwältin Klemm, aus den wilden Zeiten in der Kommune.

Der Kunstgriff im Tatort Gott ist auch nur ein Mensch (Sonntag, 20.15, ORF 2 / ARD) kommt nicht von ungefähr: Der Sommer im Westfalenstädtchen stand heuer tatsächlich ganz im Zeichen der alle zehn Jahre stattfindenden Skulptur Projekte Münster.

Einer nennt sich Gott

Fürs TV sind die Skulpturentage allerdings ziemlich provinziell geraten: Sie gestalten sich als ein Familienbetrieb, der an die "Kaltgetränke" offerierende Tochter übergeben wurde: Im Art-Hotel des unbeachteten Sohnes (ausgestattet mit Neongrauslichkeiten und allerlei Pop-Artigem) sind die Künstler untergebracht. Und die sind auch eine Stereotyp-Wonne: Einer nennt sich Gott und wirkt tatsächlich grollend und mit Feuer. Jan Christowski hat die Kunst im Koffer. Wienerin Swantje Hölzel sendet Livebilder aus ihrer Vagina in die Welt.

Wäre da nicht ein kreativ inspirierter Serienmörder, der seine Toten als Skulpturen präsentiert, man würde glatt selbst zum Mörder. Denn als Retter des schlimmsten Drehbuchs erweisen sich stets Thiel und Börne. Warten sie auf: "Dein Töter, äh Täter-Dö, dein Täter da." Zum Brüllen. (Anne Katrin Feßler, 18.11.2017)