Die Fondsbranche setzt nun verstärkt auf das Thema Nachhaltigkeit.

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Saalfelden – Das Thema Nachhaltigkeit stand im Zentrum bei den heurigen Fondstagen, zu denen die VÖIG (Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften) alle zwei Jahre die Branche versammelt. Das Interesse an dieser Assetklasse steigt. Bereits 45 Prozent der Österreicher halten nachhaltige Investments für interessant. 2011 waren es erst 36 Prozent. Nachhaltige Veranlagungen sollten aber nicht nur ein gutes Gewissen machen, sondern auch gut performen. "Wir sammeln keine Spenden", stellt Heinz Bednar, Chef der Erste Asset Management und VÖIG-Vorstandsvorsitzender, klar. "Gerade in diesem Bereich ist aktives Management wichtig", sagt Dieter Aigner, Chef der Raiffeisen KAG. Die aktive Auswahl von Titeln sei bei nachhaltigen Investments schließlich die Basis der Anlageentscheidung.

Das steigende Interesse der Kunden schlägt sich auch im veranlagten Vermögen nieder. Das Volumen der vom VÖIG als nachhaltig eingestuften Fonds hat sich seit 2011 auf 4,4 Milliarden Euro mehr als verdreifacht. Um Kunden die Auswahl bei nachhaltigen Produkten zu erleichtern, arbeitet die VÖIG derzeit auch an weiteren Kriterien, die erfüllt sein müssen, damit ein Fonds klar als nachhaltig eingestuft wird. Basis dafür ist das Umweltzeichen UZ 49, das bereits bei der Klassifizierung von Fonds als Grundlage dient.

Passives Wachstum

Die Fondsbranche selbst steht derzeit vor mehreren Herausforderungen. Das Wachstum der passiven Fonds erhöht den Druck auf die Vergütungssysteme und Margen. Die aufsichtsrechtliche Kontrolle – etwa durch Mifid II – nimmt zu. Auch durch den Brexit werden Auswirkungen erwartet. Digitalisierung, künstliche Intelligenz und Robo-Advicers sind ebenfalls Themen, die bedacht werden müssen. Denn vor allem die Millennials setzen laut Thomas Steinbauer von der Beratungsgesellschaft PwC bevorzugt auf automatisierte Lösungen.

"Es wird uns nicht langweilig", fasst Franz Rudorfer, Spartenobmann für Bank und Versicherung in der WKO, das derzeitige Umfeld zusammen. Die Ausgangslage der Branche ist jedoch gut. Die heimischen Assetmanager verwalten 175,3 Milliarden Euro. Das ist ein neues Rekordhoch. Bednar sieht Fondsprodukte "im aktuellen Umfeld derzeit ziemlich alternativlos". Doch der Druck wächst. Von den derzeit 19 heimischen Kapitalanlagegesellschaften werden laut PwC-Experten Steinbauer in einigen Jahren wohl nur noch die zehn fittesten überleben. Und zwar jene, die am besten auf die Kundenbedürfnisse eingehen. Das werde künftig ein noch stärkeres Thema sein.

Konzentration nimmt zu

Auch Klaus Kumpfmüller, Vorstand der FMA, glaubt an eine Zunahme der Konzentration im Markt, denn im Vergleich zu Deutschland habe Österreich in Relation mehr Assetmanager. Die Verkäufe, die es in Österreich zuletzt in der Branche gegeben hat, haben laut Bednar aber stattgefunden, "weil der jeweilige Eigentümer Cash brauchte, und nicht, weil die KAG Probleme gehabt hatte".

Von der neuen Regierung wünscht sich die Branche eine Stärkung des heimischen Kapitalmarktes und eine breiter aufgestellte private Vorsorge. Eine Aufhebung der Wertpapier-KESt wäre ebenfalls wünschenswert, um eine positive Stimmung für Fonds und den Kapitalmarkt zu erzeugen, erklärt Dietmar Rupar, Generalsekretär des VÖIG.

"Ich hoffe, dass das Problem, dass alles, was nicht Sparbuch oder Bausparen ist, des Teufels und nur für Spekulanten ist, der Vergangenheit angehört", sagt Rupar. Und hier schließt sich der Kreis zum Thema Nachhaltigkeit. Denn nachhaltige Investmentprodukte seien auch "eine Möglichkeit für die Branche, von dem Vorwurf der Kurzfristigkeit, der Gier und der schnellen Rendite wegzukommen", sagt Aigner. (Bettina Pfluger, 19.11.2017)