• Großdemonstration in Harare: Demonstranten fordern Ende der Ära Mugabe – dessen Frau Grace solle nicht an die Macht kommen.

  • Am Sonntag will Mugabe mit der Armeeführung sprechen.

  • Die Armee, die am Mittwoch offenbar die Macht in Simbabwe übernommen hat, hält die Demonstranten auf Abstand zu dem greisen Diktator.

  • Dessen Neffe beschwört das Durchhaltevermögen des ehemaligen Freiheitskämpfers: er werde lieber sterben als zurückzutreten.

Harare – In Simbabwes Hauptstadt Harare gehen zur Stunde zehntausende Menschen auf die Straße gegangen, um die endgültige Entmachtung des autoritären Langzeitpräsidenten Robert Mugabe zu unterstützen. Die Demonstranten schwenkten Landesfahnen und umarmten Soldaten. Auf Plakaten war zu lesen: "Nein zu einer Mugabe-Dynastie".

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Die Frau Mugabes solle nicht die Macht in dem maroden Land übernehmen, fordern diese Demonstranten in Harare. "Führung ist nicht sexuell übertragbar", heißt es auf dem Plakat.
Foto: REUTERS/Philimon Bulawayo

Soldaten versperren Demonstranten den Weg

Am Nachmittag hat das Militär die Demonstranten daran gehindert, zu Mugabes Residenz im Zentrum der Hauptstadt vorzudringen. Soldaten blockierten am Samstag tausende Teilnehmer der Großkundgebung, die nur noch 200 Meter vom Tor zu dem Gebäude entfernt waren, wie ein AFP-Reporter berichtete.

Daraufhin veranstalteten die Demonstranten einen Sitzprotest auf der Straße. "Das ist falsch. Wir werden uns nicht rühren", empörte sich die 26-jährige Rutendo Maisiri.

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Soldaten werden von den Demonstranten teils freundlich begrüßt.
Foto: AP Photo/Tsvangirayi Mukwazhi

Veteranen des Unabhängigkeitskrieges hatten nach der Machtübernahme des Militärs am Mittwoch zu der Demonstration aufgerufen. Seit dem Coup befindet sich Mugabe unter Hausarrest der Armee, die jedoch versicherte, ihn nicht stürzen zu wollen. Am Sonntag will Mugabe nach Angaben des Staatsfernsehens mit der Armeeführung sprechen.

Der 93-jährige Mugabe – mittlerweile der älteste Staatschef der Welt – hatte das ehemalige Rhodesien 1980 in die Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Großbritannien geführt. Er war zunächst Regierungschef, bevor er 1987 Präsident wurde. Mugabes Gegner werfen ihm einen autoritären Regierungsstil vor und machen ihn für die grassierende Misswirtschaft verantwortlich.

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Massenproteste in den Straßen Harares.
Foto: AP Photo/Ben Curtis

Neffe: Mugabe will lieber sterben als zurücktreten

Einem Verwandten zufolge werde Mugabe gleichwohl trotz der Machtübernahme durch das Militär nicht zurücktreten. Er sei bereit zu sterben für das, was richtig sei, sagte er nach Worten seines Neffen Patrick Zhuwao vom Samstag. Mugabe habe nicht die Absicht, den Staatsstreich zu legitimieren.

Zhuwao sprach von einem geheimen Ort aus mit Reuters und sagte, der 93-jährige Mugabe habe in den vergangenen Tagen kaum geschlafen, sei aber sonst bei guter Gesundheit. Mugabes eigene Partei ZANU-PF hat den 93-jährigen Präsidenten zuletzt zum Rücktritt aufgefordert. Mit der Machtübernahme will das Militär verhindern, dass Mugabe seine 52-jährige Ehefrau Grace als Nachfolgerin an der Staatsspitze installiert. Mugabe selbst regiert seit 37 Jahren.

Grafik: APA

Emotionale Proteste in Harare

Auf den Straßen ließen die Demonstranten ihren Emotionen freien Lauf. Sie forderten einen politischen und wirtschaftlichen Wandel in dem seit zwei Jahrzehnten in der Krise steckenden Land. "Darauf habe ich mein ganzes Leben gewartet", sagte der 34-jährige Frank Mutsindikwa. "Endlich sind wir frei". Der 22-jährige Remember Moffat hielt Bilder von Militärchef Constantino Chiwenga und dem von Mugabe entlassenen Vize-Präsidenten Emmerson Mnangagwa hoch: "Das sind unsere neuen Führer", rief er.

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Simbabwes Präsident Robert Mugabe soll zurücktreten, fordert seine Partei ZANU-PF.
Foto: ap/Ben Curtis

Ein Spitzenpolitiker der ZANU-PF sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die Partei verlange den Ausschluss Mugabes. "Wenn er sich stur stellt, werden wir für dafür sorgen, dass er am Sonntag gefeuert wird", sagte er. "Wenn das geschehen ist, kommt am Dienstag das Amtsenthebungsverfahren". Mugabe selbst hat sich in seine Residenz "Blue Roof" im Vorort Borrowdale-Brooke zurückgezogen. Auch die Jugendliga von ZANU-PF forderte Mugabes Rücktritt.

Südafrika will vermitteln

Der südafrikanische Präsident Jacob Zuma erklärte, sein Land unterstütze das Volk von Simbabwe. Er sei vorsichtig optimistisch, dass der Konflikt einvernehmlich gelöst werden könne. Zuma hatte abgekündigt, in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika einen Sondergesandten nach Simbabwe zu schicken. Dieser solle mit Mugabe und Armeevertretern zusammenkommen. (red, APA, Reuters, 18.11.2017)