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In der letzten Verhandlungsnacht wurden noch Fortschritte erzielt. Manche mussten zwischendurch Kraft tanken, so wie dieses Mitglieder der tansanischen Delegation.

Foto: REUTERS/Wolfgang Rattay

Bonn – In einer Nachtsitzung hat die UN-Klimakonferenz in Bonn am Samstag und zum Schluss noch ein paar zusätzliche Verhandlungserfolge erzielt. Was Politiker und Diplomaten vor allem erleichtert: Der "Geist von Paris" sei trotz Donald Trump noch lebendig, hieß es nach der Mammutveranstaltung.

Die Bonner Weltklimakonferenz hat nach Einschätzung von Politikern und Diplomaten bewiesen, dass der "Geist von Paris" auch nach dem angekündigten Ausstieg der USA noch lebendig ist. "Bonn hat unterstrichen, dass die Unterstützung für das Pariser Abkommen stark ist und dass die Reise, welche die Welt angetreten hat, eine unaufhaltsame Bewegung ist, die von allen Teilen der Gesellschaft rund um die Welt getragen wird", sagte UN-Klimachefin Patricia Espinosa.

US-Präsident Donald Trump hatte im Sommer den Ausstieg der USA aus dem Klimaabkommen beschlossen. Nach einer langen Diskussionsnacht hatten sich die fast 200 Staaten am Samstag auch in wichtigen Finanzfragen geeinigt. Dabei ging es unter anderem um einen älteren Fonds zur Anpassung der Entwicklungsländer an die Folgen des Klimawandels. Er war bisher im Kyoto-Protokoll von 1997 verankert. Für sein Fortbestehen wurden in Bonn wichtige Punkte beschlossen.

Lob von NGOs

Die Einigung wurde im Konferenzplenum mit Applaus bedacht. Lob kam auch von Umweltschutzorganisationen wie Oxfam. "Wir sind erleichtert, dass die Industrieländer hier nachgegeben haben", sagte Oxfam-Experte Jan Kowalzig. Greenpeace-Klimaexperte Karsten Smid sagte: "Es ist gut, dass wir nun eine Übereinkunft bei Finanzierungsfragen haben, aber enttäuschend, dass Klimadiplomatie auch zwei Jahre nach Paris ein derart zähes Geschäft bleibt."

Zuvor hatten die Delegierten eine umfangreiche Textsammlung erstellt, aus der im kommenden Jahr das Regelwerk zum Pariser Abkommen entstehen soll. Dies ist unter anderem nötig, damit eine Tonne Kohlendioxid-Minderung in allen Ländern nach einem einheitlichen Maßstab gemessen wird. Das Regelwerk soll auf der nächsten Klimakonferenz Ende 2018 im polnischen Kattowitz beschlossen werden.

Bisher reichen die beschlossenen Klimaschutz-Maßnahmen allerdings noch nicht aus, um die Erderwärmung auf unter zwei Grad, möglichst sogar unter 1,5 Grad zu begrenzen. Deshalb gibt es nun neben den direkten Verhandlungen den sogenannten Talanoa-Dialog. Das Wort Talanoa bezeichnet auf Fidschi eine Versammlung, in der Wissen ausgetauscht und Vertrauen aufgebaut wird, um weise Entscheidungen zu treffen. Der Dialog soll dazu führen, dass vor allem die Industrieländer ihre Anstrengungen noch deutlich verstärken.

"Atmosphäre eines Kindergeburtstages"

Der führende deutsche Forscher Hans Joachim Schellnhuber sagte, die Bedeutung der Klimakonferenzen leite sich heute nicht nur aus den Verhandlungen ab, sondern auch aus dem ganzen Drumherum. "Manches von den Aktionen am Rand der Verhandlungen hatte die Atmosphäre eines Kindergeburtstages, der ja auch schön ist", sagte der Leiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. "In Bonn hat sich außerhalb und innerhalb der Konferenzsäle ein Geist entwickelt, der weiter wirkt." Manche Politiker müssten sich wohl erst noch daran gewöhnen: "Aber dieser Geist von Paris und Bonn ist aus der Flasche und wird sich nicht mehr einfangen und zurückstopfen lassen."

Als besonderer Erfolg galt in Bonn auch, dass erstmals ein gemeinsames Arbeitsprogramm zu Landwirtschaft und Klimawandel in die politische Agenda aufgenommen wurde. Die Landwirtschaft ist einerseits extrem vom Klimawandel betroffen, so dass eine Anpassung an die Erderwärmung nötig ist. Andererseits ist sie auch für einen großen Teil der Treibhausgase verantwortlich.

Einige Teilnehmer beschwerten sich im Verlauf der Konferenz über sexuelle Belästigung. Es gehe um etwa fünf bis zehn Fälle, sagte der Sprecher des UN-Klimasekretariats, Nick Nuttall. Seines Wissens habe keiner der Betroffenen angegeben, die Sache weiterverfolgen zu wollen. Bei einer zweiwöchigen Konferenz mit insgesamt nahezu 30.000 Beteiligten sei die Zahl der Vorkommnisse nicht gerade hoch, betonte Nuttall. (APA, 19.11.2017)