Groß wie eine Bierkiste ist der Stromspeicher, den Christoph Grimmer, Stephan Weinberger und Florian Gebetsroither (von links) als Teil eines Minisolarkraftwerks entwickelt haben.

Foto: Keller/TU Graz

Graz – Der Raum erinnert an eine kleine Elektrowerkstatt: An der Wand sind Kisten übereinandergestapelt, aus denen Kabel hängen, daneben stehen Läden mit winzigen Zangen und Leuchtdioden. "Das ist unser Herzstück", sagt Christoph Grimmer und zeigt auf einen grauen Kasten, der an der Ecke des Schreibtisches steht. Rote, grüne und blaue Kabel sind mit Platinen verbunden, von denen wiederum einige Kabel zu einer Messstation führen.

Für einen Laien ist es ein übersichtliches Netzwerk an Schaltstationen und Kabelgewirr. "An diesem Prototyp basteln und löten wir im Moment noch herum", sagt der 30-jährige Chemiker und Ingenieur. Er steht in dem Büro des Science-Parks in Graz, in dem insgesamt sieben Start-up-Unternehmen versuchen, ihre Ideen zu verwirklichen.

"SolMate" für den Balkon

Den Kasten nennen Grimmer und seine beiden Kollegen von der Technischen Universität Graz, Stephan Weinberger und Florian Gebetsroither, "SolMate". Die Idee hinter dem Minisolarkraftwerk: Die computergroße Box wird auf dem Balkon aufgestellt und dient als Speicher für eine oder mehrere Fotovoltaikplatten, die an der Wand oder am Fenster angebracht werden können.

Grimmer zieht eine der Platten aus einem Karton. "Die Siliziumzellen, welche die Energie aus der Sonne gewinnen, sind in einer Plane aus Kunststoff eingebaut und wiegen nicht mehr als zwei Kilogramm", sagt Grimmer. So können die Platten leicht umgebaut und verschoben werden. Der Speicher lässt sich an jeder Steckdose anstecken. Das System dahinter nennt sich "Plug and Play".

Über den Zugang zur Steckdose misst das Gerät, wie viel Strom im Haus benötigt wird. Ist der Verbrauch niedrig, wird der Sonnenstrom im Kleinkraftwerk gespeichert und erst später freigegeben.

Deckt bis zu 25 Prozent des Stromverbrauchs

Über das ganze Jahr verteilt, könne man mit dem Kraftwerk bis zu 25 Prozent des Stromverbrauchs in einem Haushalt abdecken. "Normale Fotovoltaikanlagen sind aufwendig zu installieren, man braucht dazu einen Elektriker, und Investitionen zahlen sich normalerweise erst ab einer gewissen Größe aus", sagt Grimmer. Das kleine Solarwerk könne von jedem Laien angebracht werden. Gedacht sei es vor allem für Wohnungen in größeren Städten, die einen Balkon oder einen anderen Zugang zu mindestens zwei Quadratmeter Sonnenlicht haben. Vertrieben werden soll das Produkt in ganz Europa.

Noch fehlten einige wenige Entwicklungsschritte. Erst danach werde man mit möglichen Investoren und größeren Produzenten über die Vermarktung sprechen, sagt Grimmer. Vergangenes Monat gewann das Start-up den Wissenschaftspreis der Prüforganisation TÜV Austria. Im Frühjahr 2018 soll das Gerät verfügbar sein, ab einem Preis von rund 2500 Euro.

Breite Anwendungspalette

Um mögliche künftige Anwendungen ist Grimmer nicht verlegen. Man könne das Gerät mit WLAN ausstatten, um es ortsunabhängig mit dem Handy zu steuern, und es so zu einem Teil des Smart Home machen, dessen Bestandteile wie Kühlschrank oder Heizung intelligent miteinander vernetzt sind: "Ich bin sicher, das wird die Zukunft sein." (Jakob Pallinger, 21.11.2017)