Der Lake Mono in Kalifornien bietet für Fauna und Flora eher unwirtliche Bedingungen.
Foto: Floris van Breugel / Caltech

Pasadena/Wien – Der in Kalifornien gelegene Mono Lake gilt aus mehreren Gründen als ein besonderer See. Er ist nicht nur extrem salzhaltig, sondern noch dazu besonders alkalisch. Das wiederum führte dazu, dass sich ein Ökosystem aus sehr wenigen angepassten Arten bei sehr hoher Individuenzahl entwickelt hat.

Schon Mark Twain war fasziniert

Eine der Bewohnerinnen des Sees ist eine Fliegenart namens Ephydra hians, die auf Englisch schlicht "alkali fly" genannt wird und bereits vor über 100 Jahren den Schriftsteller Mark Twain in Erstaunen versetzte. Man könne die Larven der Insekten beliebig lange unter Wasser halten, schrieb Twain fasziniert, die Fliegen würden das unbeschadet überstehen.

Ähnlich begeistert wie der US-Schriftsteller waren auch Forscher um Michael Dickinson (Caltech), als sie bei einem gemeinsamen Ausflug in den nahegelegenen Yosemite-Nationalpark erstmals die besonderen Fähigkeiten der Fliegen selbst beobachten konnten. Jahre später haben die Biologen und Biomechaniker Tauchgänge der Fliegen mit Hochgeschwindigkeitskameras aufgenommen, um dem Geheimnis der Insekten auf die Spur zu kommen.

Caltech

Perfektionierte Unterwassertechnik

Wie die Forscher im Fachblatt "PNAS" berichten, haben die Sechsbeiner einige Eigenschaften von Wasserinsekten einfach perfektioniert. Die Körper der Fliegen weisen besonders viele feine Härchen auf, die noch dazu mit einem speziellen Wachs versehen sind.

Die Fliege mit ihrer Taucherglocke, die Augen sind davon ausgenommen.
Foto: Floris van Breugel / Caltech

So entsteht auch im alkalischen Wasser, das chemisch betrachtet ganz besonders "nass" ist, Superhydrophobizität, sprich: Eine Luftglocke bildet sich rund um das Insekt, von der nur die Augen ausgenommen sind. Auf diese Weise können die Fliegen auch unter Wasser perfekt sehen.

Salzfliegen als Nahrung

Die Insekten, die in der adulten Phase nicht einmal eine Woche lang leben, kommen im Lake Mono in riesigen Zahlen vor und dienen vielen Zugvögeln als Nahrung. Früher einmal ernährten sich auch die ursprünglichen Bewohner des Mono-Lake-Gebiets davon, die zu den Paiute-Indianern gehörten. Der regionale Stamm nannte sich selbst Kutzadika’a, was vom Wort für die Salzfliegen in der uto-aztekischen Sprache abgeleitet sein dürfte.

Die Kutzadika’a sammelten die Fliegenlarven, trockneten sie und nutzten sie als proteinreiches Nahrungsmittel. Ihre Nachbarn, die Yokut, nannten sie Monachi, was wohl von den ersten Weißen zu Mono verkürzt wurde. Die Bedeutung des Wortes gilt als verloren. (Klaus Taschwer, 21.11.2017)