Das Naturwissenschaftliche Labor am KHM hat mittels Röntgenfluoreszenzanalyse zerstörungsfrei das Email der Saliera untersucht. Infrastrukturelle Einrichtungen wie das µ-RFA-Gerät PART I der IAEA könnten im Rahmen von E-RIHS auch von anderen Projektpartnern genutzt werden.

Foto: KHM

Wien – Die Bewahrung und Erhaltung von Kulturgütern stellt Forschungseinrichtungen weltweit vor stetig wachsende Herausforderungen. wo früher von "Konservierungswissenschaften" gesprochen wurde, hat sich in den vergangenen Jahren der umfassendere Begriff der "Heritage Science", der Wissenschaft des Kulturerbes etabliert. Interdisziplinäre Forschungsmethoden machen für Institutionen wie das Kunsthistorische Museum eine strategische Vernetzung auf einer internationalen Ebene nötig.

Aus diesem Grund steht die jährliche Forschungskonferenz des KHM heuer im Fokus der "Heritage Science Days", die in Kooperation mit der Technischen Universität Wien und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften von 22. – 24. November stattfinden. An den drei Veranstaltungsorten werden jeweils einen Tag lang aktuelle Forschungsprojekte der teilnehmenden Partner präsentiert, die allesamt in einem Kontext der Heritage Science stehen.

Thematische Vernetzung

Ziel ist eine thematische Vernetzung der Forschungseinrichtungen im Hinblick auf die geplante Teilnahme an der im Aufbau befindlichen Plattform "European Research Infrastructure for Heritage Science" (E-RIHS).

Die Initiative E-RIHS soll den Zugang zu bestehender Forschungsinfrastruktur für die teilnehmenden Partnerinstitutionen koordinieren. Das Projekt stützt sich auf drei Säulen: der Zugang zu fixen Großgeräten an Einrichtungen soll ermöglicht werden, transportable Analysemethoden sollen zwischen den Partnern ausgetauscht werden und die Archive der Institutionen sollen für Forscher zugänglich gemacht werden. E-RIHS wird von Florenz aus koordiniert, darüberhinaus werden nationale Knoten geschaffen.

Mehr als ein Dutzend EU-Länder sind bereits in der Vorbereitungsphase beteiligt, aber auch außereuropäische Länder wie Israel und Brasilien sind integriert.Unter den heimischen Institutionen herrscht natürlich die Sorge, international den Anschluss zu verlieren. Am Freitag Nachmittag diskutieren daher im Festsaal der ÖAW Vertreter der Veranstalterorganisationen mit dem italienischen E-RIHS-Koordinator Luca Pezzati über den Stand der Heritage Science in Österreich im europäischen Kontext.

Ministerium: Teilnahme in zweiter Phase jederzeit möglich

Das zuständige Wissenschaftsministerium hält das E-RIHS-Projekt nach eigenen Angaben für sehr begrüßenswert, eine Teilnahme Österreichs sei ab der 2020 beginnenden Construction Phase jederzeit möglich. Im Gespräch mit dem STANDARD teilte die Sprecherin des Ministeriums mit, dass bereits Vorgespräche mit einzelnen Personen aus der Scientific Community geführt wurden. Der Ball liege nun bei dieser: Voraussetzung für eine Teilnahme ist für das Ministerium, dass sich alle an E-RIHS interessierten Institutionen österreichweit zu einem Konsortium zusammenfinden und in weiterer Folge einen konkreten Finanzierungs- und Umsetzungsplan sowie eine Darstellung der Relevanz beziehungsweise die strategische Einbettung der Teilnahme vorlegen. Dann werde eine Teilnahme geprüft. (Michael Vosatka, 22.11.2017)