München – Die Vogelarten lassen sich nicht einfach in Zugvögel und Standvögel (die rund ums Jahr im selben Gebiet bleiben) unterteilen. Es gibt auch die sogenannten Teilzieher: Innerhalb derselben Art wandern manche Tiere im Winter in günstiger Gebiete, während andere vor Ort bleiben. Eine solche Spezies ist unsere Amsel.

Ob ein Vogel migriert oder nicht, hat aber durchaus Auswirkungen auf sein Gedeihen, berichten Forscher des Max-Planck-Instituts (MPI) für Ornithologie in Radolfzell im Fachblatt "eLife". Mag es im nicht mehr ganz so kalten Norden, nicht zuletzt in Stadtgebieten, auch im Winter genug Nahrung geben, dass sich manche Vögel den Aufwand einer Langstreckenreise sparen, so rechnet sich der Vogelzug im Schnitt doch. Im Süden überwinternde Amseln überleben die kalte Jahreszeit eher als ihre in Mitteleuropa bleibenden Artgenossen, lautet der Befund der Studie.

Die Studie

Das Team um Daniel Zuniga vom MPI hatte in den Sommerhalbjahren 2009 bis 2016 fast 500 Amseln rund um Radolfzell am Bodensee kurzzeitig gefangen und mit Peilsendern und Ringen versehen. Anhand der Sender konnten die Forscher die Vögel mehrere Jahre lang verfolgen.

"Der Winter ist die kritischste Phase im Leben einer Amsel: In dieser Zeit sterben die meisten von ihnen, egal ob sie in den Süden ziehen oder hierbleiben. Die Zugvögel überleben ihn aber deutlich häufiger als die Standtiere", sagt Zuniga.

Zwischen männlichen und weiblichen Amseln gebe es bei der Sterblichkeit keine Unterschiede, schreiben die Forscher. Grundsätzlich zögen aber mehr Weibchen in den Süden. Möglicherweise blieben die Männchen eher im Norden, um ihre Chance zu erhöhen, sich nach dem Winter rasch ein gutes Brutareal zu sichern und so ein Weibchen anzulocken. (red, APA, 22. 11. 2017)