Die Autorinnen der Studie erinnern daran, dass Österreich im EU-Durchschnitt zwar eine hohe Frauenerwerbsquote hat, gleichzeitig die Teilzeitquote ebenfalls überdurchschnittlich hoch ist.

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Kinderabsetzbetrag, den Alleinverdienerabsetzbetrag sowie die beitragsfreie Mitversicherung in der Krankenversicherung seien kontraproduktiv, wenn man mehr Frauen in die Erwerbsarbeit bringen will, schreibt Studienautorin Margit Schratzenstaller vom Wifo.

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Wien – Er geht arbeiten, sie schupft den Haushalt und bleibt bei den Kindern zuhause – das Ergebnis dieses Extremfalls ist, dass bezahlte und unbezahlte Arbeit höchst ungleichmäßig verteilt ist. Um das zu ändern, hat das Wifo in einer kürzlich erschienenen Studie für das Finanzministerium untersucht, welche steuerlichen Anreize es brauche, um Frauen stärker in Beschäftigung zu bringen.

Das Wirtschaftsforschungsinstitut kommt in der Studie zum Schluss, dass es im österreichischen Steuersystem zahlreiche Regelungen gibt, die kontraproduktiv sind für das Beschäftigungsausmaß von Frauen, insbesondere von Müttern in Paarhaushalten. Dazu zählen die Studienautorinnen Margit Schratzenstaller und Fanny Dellinger etwa den Kinderabsetzbetrag, den Alleinverdienerabsetzbetrag sowie die beitragsfreie Mitversicherung in der Krankenversicherung.

Hohe Teilzeitquote

Daneben gebe es derzeit mehrere Regelungen, die zwar grundsätzlich einen positiven Effekt auf die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit haben, jedoch ein geringes Stundenausmaß und damit Teilzeit begünstigen: Neben der Geringfügigkeitsgrenze sei das die Negativsteuer und der reduzierte Beitragssatz in der Arbeitslosenversicherung. Auch der hohe Eingangssteuersatz begünstige Teilzeitarbeit.

"Eine Politik, die die Erhöhung der Frauenerwerbsbeteiligung und eine gleichmäßigere Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen Frauen und Männern anstrebt, sollte also gerade diese Regelungen kritisch überprüfen und wenn möglich (...) umgestalten", heißt es zusammenfassend. Die Autorinnen erinnern daran, dass Österreich im EU-Durchschnitt zwar eine hohe Frauenerwerbsquote hat, gleichzeitig die Teilzeitquote ebenfalls überdurchschnittlich hoch ist.

Nur wenige Anreize für Frauenerwerbsarbeit

Die Wifo-Expertinnen empfehlen, die negativen Anreize einzuschränken sowie generell geringere Steuern und Sozialabgaben im unteren und mittleren Einkommensbereich. "In diesem Sinne wäre etwa die Absenkung der Grenzsteuersätze sowie der Sozialbeitragssätze im unteren und mittleren Einkommensbereich zielführender als die Gewährung von Steuererleichterungen (etwa in Form der Negativsteuer), die nachträglich die hohe Abgabenbelastung im unteren Einkommensbereich abmildern."

Ansatzpunkte für die Einführung positiver Anreize zur Förderung der Frauenerwerbstätigkeit biete das Steuersystem hingegen kaum. Diese Möglichkeiten beschränkten sich im Wesentlichen auf die Gewährung von Steuererleichterungen, deren Inanspruchnahme die Erwerbstätigkeit beider Partner voraussetzt, wie etwa der erhöhte Kinderfreibetrag bei dessen Geltendmachung durch beide Elternteile. Auch die Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten wirke sich positiv auf die Frauenerwerbstätigkeit aus. (APA, 22.11.2017)