Bei der dritten Ausgabe der Kritischen Literaturtage präsentieren 39 Verlage abseits des Mainstreams ihre Programme. Eine Buchmesse mit Lesungen, Diskussionen und einem "Fest der Salzburger Verlage". Letzteres beschließt den Freitag, zu Gast sind vier Autoren: Karin Peschka liest aus Autolyse Wien. Erzählungen vom Ende (Otto-Müller-Verlag), Poetry-Slammer Elias Hirschl hat Hundert schwarze Nähmaschinen (Jung und Jung) im Gepäck, Christoph Linher stellt Ungemach (Verlag Müry Salzmann) vor, Elisabeth Klar Wasser atmen (Residenz).

Danach verlegt das Kollektiv Tanzbar Platten quer durch die Popgeschichte. Zum Auftakt thematisiert Wolfgang Radlegger den Hass auf Roma und Sinti: In der NS-Zeit erreichte der Antiziganismus seinen Höhepunkt. Zwischen 500.000 und eineinhalb Millionen Roma wurden in KZs ermordet. Ex-SPÖ-Landesvorsitzender Radlegger rekapituliert in Roma – Zum Betteln verdammt. Eine historisch-kritische Auseinandersetzung (Edition Tandem) nicht nur die Geschichte der Volksgruppe, sondern auch die Salzburger Diskussionen um Bettelverbote.

Passionierter Vagabund

Silvia Stecher, Ralf B. Korte und Stefan Schmitzer präsentieren die Zeitschrift Perspektive und setzen sich mit dem Verhältnis von Literaturmarkt, Avantgarde und Ästhetik auseinander. Am Samstag erinnert Dieter Braeg an den katholischen Anarchisten Jakob Haringer, der als passionierter Vagabund, Verfälscher des eigenen Lebenslaufs, Übersetzer von François Villons Testament und zur Emigration gezwungener Nazigegner mehr Bekanntheit verdient. Am Abend schenkt Fritz Messner den "verbalen Taliban" in seinem Kabarett [umgeQuert] ein.

Der Sonntag steht schließlich im Zeichen des "Blechtrottels" und der Kritik an Digitalisierung und Big Data. Der deutsche Sozialwissenschafter und Philosoph Werner Seppmann entschlüsselt in seiner Arbeit Entwicklungstendenzen des Computerkapitalismus. Dass das World Wide Web ein Produkt des militärisch-industriellen Komplexes ist, wird gern verdrängt. Genau wie die Gefahr, die IT-Konzerne für die Demokratie darstellen. Der deutsche Publizist Thomas Wagner plädiert in seiner Streitschrift Das Netz in unsere Hand (PapyRossa-Verlag) für den Umbau des digitalen Kapitalismus zu einer Datendemokratie. (dog, 23.11.2017)