ORF-"Report"-Chef Robert Wiesner hat Innenpolitikchef Hans Bürger mit seiner Dankesrede verärgert.

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Wien – Nach der Warnung am Montag von Robert Wiesner, dass die journalistische Unabhängigkeit der ORF-Redakteure durch interne Mechanismen nach externen Beeiflussungsversuchen in Gefahr sei, rudert der ORF-"Report"-Chef zurück. Auf Initiative der Redakteursvertretung gab es am Donnerstag eine Aussprache. Anlass war die Rede von Robert Wiesner bei der Rhode-Preisverleihung – der STANDARD berichtete darüber.

Berichte über einen Konflikt zwischen der "ZiB"-Redaktion und dem "Report" basierten demnach auf missverständlichen Formulierungen, schreiben die Redakteursvertreter in einer Aussendung: "Robert Wiesner hat gegenüber der ZiB-Redaktion festgestellt, dass ein von ihm zitiertes Beispiel in seiner Rede falsch war und er sich in der Zwischenzeit überzeugen konnte, dass die ZiB-Redaktion journalistisch redlich vorgegangen ist."

Welches Beispiel?

Wiesner schilderte am Montag in seiner Rede den Vorgang so: "Letzten Dienstag, am frühen Nachmittag, erreicht uns in der Redaktion ein Anruf aus 'türkisen Kreisen'. Die Botschaft: Man sollte bloß nicht übersehen, dass SPÖ-Chef Kern in seiner Pressekonferenz soeben gesagt habe, sein Plan A sei sogar für seine eigenen Wähler zu schwer zu verstehen. Wir lächeln über den mäßig raffinierten Versuch, uns einen Spin anzudrehen, und lächeln auch noch, als wir ihn in der Online-Schlagzeile eines Boulevardblatts wiedererkennen. In den Qualitätszeitungen findet sich keine Spur davon, aber in einer Sendung im ORF klingt's ganz ähnlich. Das ist dann nicht mehr lustig."

Ohne die Sendung beim Namen zu nennen, dürfte sich Wiesner auf einen Beitrag in der "ZiB 1" und eine Analyse von Innenpolitikchef Hans Bürger bezogen haben. Wiesner sagte: "Der Preis wäre jedenfalls zu hoch, denn wer sich einer politischen Gruppe als Freund anbietet, darf sich nicht wundern, wenn die dann ständig Freundschaftsdienste von ihm verlangt."

Redakteure: Alles ist wieder gut

In der Aussendung vom Donnerstag schreiben die Redakteursvertreter: "Nach der Aussprache am Donnerstag zwischen der Magazin-Leitung und der ZiB-Redaktion hält auch Innenpolitik-Ressortleiter Hans Bürger die Missverständnisse für ausgeräumt", heißt es weiter. "Zeit im Bild" und "Report" seien "gemeinsamen journalistischen Standards verpflichtet, nämlich der Unabhängigkeit und Objektivität". (red, 23.11.2017)