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Konzeptstudie des Square Kilometre Array.
Illustration: APA/EPA/SKATELESCOPE

Pretoria – Auf dem Papier ist die Idee von geradezu poetischer Schönheit: Tausende kleine Radioteleskope, deren Einzelleistungen sich zu der eines gewaltigen Teleskops verbinden, verteilen sich über die Landschaft. Ihre Anordnung ahmt die Spiralarme einer Galaxie nach – also genau das, was sie beobachten sollen. Und zwischen diesen Spiralarmen können Hirten ihre Schafe weiden lassen und Tiere in Naturschutzgebieten Zuflucht finden.

So lautet das Konzept für den südafrikanischen Teil des Square Kilometre Array (SKA), eines gigantischen Teleskopfelds, für das sich die südafrikanischen Stationen mit Gegenstücken in Australien zu einem virtuellen Teleskop von einem Quadratkilometer Sammelfläche vernetzen sollen. Die wissenschaftlichen Ziele des schon in den 1990er Jahren konzipierten Projekts reichen von der Suche nach Galaxien an der Grenze des sichtbaren Universums bis zu der nach Hinweisen auf jene Phase des jungen Universums, als es noch keine Galaxien gab.

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illustration: Reuters/SKA Organisation/Swinburne Astronomy

Das sind hehre Ziele, aber erst müssen die Projektbetreiber höchst irdische Probleme lösen. Damit die Funktion der einzelnen Teleskope nicht gestört wird, muss rings um sie Funkstille herrschen. Handynutzung ist dann nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr möglich. Zwar wurden für die Standorte sowohl in Australien als auch in Südafrika kaum bewohnte Regionen ausgewählt, aber "kaum" ist eben nicht dasselbe wie "komplett".

In Südafrika sieht sich das Projekt daher mit Widerstand konfrontiert. Das Zentrum der dortigen "Teleskop-Galaxie" befindet sich in der Nordkap-Provinz in der Region Karoo. Dabei handelt es sich zwar um eine nur gering besiedelte Halbwüste, aber einige Siedlungen gibt es dort doch.

Als Anfang November die Pläne des Projekts vom South African Radio Astronomy Observatory im Detail veröffentlicht wurden, zeigte sich, dass die künftigen "toten Zonen" größer sein werden, als viele gedacht hatten. Ein Unternehmer aus der Region weist darauf hin, dass sechs Siedlungen von der eingeschränkten Handynutzung betroffen seien und dass dies ernsthafte Auswirkungen auf die landwirtschaftlichen Betriebe der Region hätte. Anstatt des versprochenen Nutzens würde den Menschen dort durch das Projekt sogar Schaden erwachsen. Wären Menschen gezwungen, ihre Farmen zu verkaufen, oder drohte ihnen sogar eine Enteignung, würde die ohnehin schwache Wirtschaft der Region kollabieren.

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Illustration: APA/EPA/SKATELESCOPE

Das Observatorium, das das SKA-Projekt in Südafrika leitet, und Farmer-Organisationen arbeiten nun zusammen, um einen Umstieg auf Telekommunikationstechnologien zu ermöglichen, die mit der Arbeitsweise der Teleskope kompatibel sind. Immerhin soll spätestens 2019 in großem Stil mit dem Bau begonnen werden. 2030 soll das Mega-Teleskop fertig sein.

Ein weiterer Stolperstein lauert allerdings auch noch: Nächstes Jahr wird eine ökologische Bestandsaufnahme der vorgesehenen Standorte fertig sein. Sollte sich herausstellen, dass einzelne Standorte lokale Habitate gefährden und womöglich den Lebensraum bedrohter Arten zerstören würden, müssten die betreffenden Teleskope versetzt werden – poetische Spiralgalaxienform hin oder her. (jdo, 25. 11. 2017)