Von Emil Löbl: "Kultur und Presse". Herausgegeben, eingeleitet und kommentiert von Wolfgang Duchkowitsch, erschienen bei Nomos.

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Wien – Journalisten sollen nicht nur informieren und berichten, ebenso wichtig sei "Räsonnement, Kritik und Urteil", schreibt der Journalist Emil Löbl anno 1903. "Brandaktuell" für Andreas Koller, Präsident des Presseclubs Concordia, der am Donnerstag zur Präsentation der Neuauflage von Löbls "Kultur und Presse", erschienen im Nomos Verlag, lud.

Herausgegeben hat den Band der Medienhistoriker Wolfgang Duchkowitsch: "Emil Löbl war ein hochintelligenter Mann und ein penibler Beobachter des politischen und gesellschaftlichen Treibens." Löbl wurde 1863 in Wien geboren, arbeitete zunächst bei der "Presse" als Feuilletonist, später wurde er erst stellvertretender, 1909 Chefredakteur der "Wiener Zeitung". 1917 wechselte er zum "Neuen Wiener Tagblatt", wo er ebenfalls Chefredakteur war. Zu seinen Hauptwerken zählt neben "Kultur und Presse" die Feuilletonsammlung "Das verlorene Paradies", bezogen auf das Ende der Monarchie.

Brutale Vertreibung

"Er war glühender Monarchist", erinnert Duchkowitsch: "Nach dem Ersten Weltkrieg arrangierte er sich im Ständestaat und wurde Vortragender in Ausbildungsstätten für angehende Journalisten." Löbl kam aus jüdischer Familie, konvertierte zum katholischen Glauben.

Die weitere Geschichte: Noch in der Nacht vor dem "Anschluss" am 12. März 1938 wurde Löbl von Nazis brutal aus der Redaktion vertrieben, bald darauf entlassen. Der Journalist, seine Frau und seine Tochter wurden verhaftet, die Gestapo plünderte und beschlagnahmte die Wohnung bis auf einen Raum – in dem verbrachten Löbl und seine Frau mehrere Jahre. Ein Sohn konnte schon davor flüchten, der Tochter gelang es, sich nach Ungarn abzusetzen. 1942 wurde seine Frau deportiert, zuerst ins KZ Theresienstadt, danach nach Auschwitz, wo sie ermordet wurde. Löbl liegt da bereits im Totenbett. Am 26. August 1942 stirbt er.

Im Buch "Kultur und Presse" versucht Löbl das moderne Zeitungswesen seiner Zeit systematisch zu erfassen, angereichert mit Überlegungen zu journalistischer Ausbildung und Befunden zu öffentlicher Meinung und Pressefreiheit. Die Presse wirke, so formulierte er, "wie Sauerstoff auf lebende Körper", als "Multiplikator von Ideen". (prie, 26.11.2017)