Bild nicht mehr verfügbar.

Sigmund Freud: Auf der Rangliste der produktivsten und am häufigsten zitierten österreichischen Forscher aller Zeiten nimmt er den unangefochtenen Spitzenplatz ein.

Foto: AP/SIGMUND FREUD MUSEUM

Wien – Zu den aktuell wichtigsten Köpfen der Wissenschaft zählen auch 21 Forscher, die in Österreich arbeiten. Das geht aus der neuen Liste der am häufigsten zitierten Wissenschafter hervor, die vor wenigen Tagen von der Firma Clarivate Analytics veröffentlicht wurde, die bis 2016 ein Teil des Medienkonzerns Thomson Reuters war.

Diese 3.400 Namen umfassende Liste der "Highly Cited Researchers" basiert auf der Zitationsdatenbank "Web of Science" und konkret: auf Top-Publikationen, die zwischen 2005 und 2015 in den Natur- und Sozialwissenschaften sowie im Bereich Medizin erschienen sind und seit dem Erscheinen besonders häufig zitiert wurden. Das legt den Fokus naturgemäß auf tendenziell jüngere Forscherinnen und Forscher sowie besonders "heiße" Fachgebiete.

Stärken der heimischen Forschung

Während Österreichs Anteil beim Gesamtoutput aller wissenschaftlichen Publikationen rund ein Prozent beträgt, fällt der österreichische Anteil an der absoluten Weltspitze, die rund 3.400 nur alphabetisch gereihte Forscher umfasst, damit etwas geringer aus. Die Liste zeigt aber einmal mehr, wo die Stärken in der österreichischen Wissenschaft liegen: Insgesamt sieben Forscher kommen aus dem Bereich der (Quanten-)Physik, fünf aus dem weiteren Bereich der Biologie und je zwei aus der Mathematik, der klinischen Medizin und den Neurowissenschaften.

Nach Institutionen schneiden die Uni Wien, die Uni Innsbruck und die ÖAW (mit je fünf Forschern bei einigen Doppelnennungen) am besten ab. Es folgen das IST Austria, das IIASA und die MedUni Wien. Konkret handelt es sich um die folgenden 21 Wissenschafter (in alphabetischer Reihenfolge):

  • Markus Aspelmeyer, Quantenphysik (Uni Wien)
  • Rainer Blatt, Quantenphysik (ÖAW und Uni Innsbruck)
  • Adrian Constantin, Mathematik (Uni Wien)
  • Laszlo Erdös, Mathematische Physik (IST Austria)
  • Jiri Friml, Pflanzen- und Zellbiologie (IST Austria)
  • Rudolf Grimm, Quantenphysik (ÖAW und Uni Innsbruck)
  • Christoph Haberl, Mathematik (TU Wien)
  • Kurt Huber, Kardiologie (MedUni WIen und Wilhelminenspital)
  • Zbigniew Klimont, Umweltforschung (IIASA)
  • Georg Kresse, Materialphysik (Uni Wien)
  • Rudolf Krska, Agrarbiotechnologie (Boku WIen)
  • Hans Lassmann, Neurowissenschaften (MedUni WIen)
  • Jannik Meyer, Quantenphysik (Uni Wien)
  • Werner Poewe, Neurowissenschaften (MedUni Innsbruck)
  • Guillaume Queval, Pflanzengenetik (GMI Wien/ÖAW)
  • Keywan Riahi, Sozial- und Geowissenschaften (IIASA)
  • Michael Schuster, Biologie & Biochemie (CeMM/ÖAW)
  • Josef Smolen, Klinische (Innere) Medizin (MedUni Wien und Krankenhaus Hietzing)
  • Michael Wagner, Mikrobiologie (Uni Wien)
  • Achim Zeileis, Informatik (Uni Innsbruck)
  • Peter Zoller, Quantenphysik (ÖAW und Uni Innsbruck)

Immerhin knapp die Hälfte der Forscher (nämlich zehn) sind auch korrespondierende oder wirkliche Mitglieder der ÖAW.

Die Meistzitierten aller Zeiten

Wurde diese Liste der "Highly Cited Researchers" erst Mitte November veröffentlicht, so ist die Rangliste der produktivsten und am öftesten zitierten österreichischen Forscher "aller Zeiten" schon wieder über zwei Jahre alt. Diese Rangliste basiert ohne jede zeitliche Einschränkung auf Google-Scholar-Zitierungen.

Dabei werden sowohl die Anzahl sämtliche Zitierungen als auch den sogenannten h- bzw. Hirsch-Index angegeben, der die Zahl der Publikationen und die Zahl der Zitate kombiniert. (Ein h-Index von 15 bedeutet, 15 Publikationen zu haben, die jeweils mindestens 15 Mal zitiert wurden, ein h-Index von 20: 20 Publikationen, die jeweils mindestens 20 Mal zitiert wurden.)

Viele bekannte Namen

Auf diesem Ranking vom Juni 2015 finden sich unter den Top-25 etliche bekannte Namen wie (in aufsteigender Reihenfolge nach dem h-Index) Karl Sigmund (Mathematik, Uni Wien, h-Index 60), Giulio Superti-Furga (Molekularbiologie, CeMM, h-Index 64), Wolfgang Baumjohann (Weltraumforschung, ÖAW, 68), Jan Michael Peters (Molekularbiologie, IMP, 79), Thomas Henzinger (Informatik, IST Austria, 90), Anton Zeilinger (Quantenphysik, Uni Wien und ÖAW, 103).

Auf Rang 3 dieser "ewigen LIste" von in Österreich tätigen Forschern liegt Josef Penninger (Genetik, IMBA, 117) und Peter Zoller (Quantenphysik, Uni Innsbruck und ÖAW, 119) auf Platz 2. Ganz aktuell hält Penninger übrigens bei einem h-Index von 134, Zoller bei einem h-Index von 133.

Sigmund Freud überragt alle

Klare Nummer Eins auf der Liste von 2015 ist Sigmund Freud mit fast 380.000 Zitierungen und einem h-Index von 254 (sprich: 254 seiner Publikationen wurden mindestens 254 Mal zitiert). Freud schaffte es im August 2017 auch auf der internationalen Liste an die erste Stelle. Laut diesem aktuelleren Ranking hat Freud bereits einen h-Index von 272 und 482.648 Zitierungen, was auch zeigt, wie "dynamisch" diese Ranglisten sind.

Für seine akademische Karriere half das Freud freilich wenig: Der Begründer der Psychoanalyse brachte es weder zum Ordinarius an der Uni Wien noch zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften. (Klaus Taschwer, 29.11.2017)