Die Air-Berlin-Tochter Niki könnte nicht nur auf dem Eis rutschen – bald könnte die Airline auch in die Pleite schlittern.

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Die Lufthansa könnte sich bei der Übernahme der Air Berlin verkalkuliert haben. Parallel zur Insolvenz des Rivalen sind die Flugpreise bereits merklich gestiegen. Eine durchschnittliche Teuerung von 30 Prozent auf Deutschland-Strecken und ein Preisanstieg von 26 Prozent auf der Strecke Wien-Brüssel stoßen den Wettbewerbshütern sauer auf. Das könnte nun Konsequenzen haben: Die EU-Kartellbehörde überlegt offenbar, die Übernahme von Niki zu untersagen.

Niki ist eine auf Ferienflieger spezialisierte Tochter der Air Berlin und im Unterschied zu ihrer Muttergesellschaft nicht pleite. Sie hatte von Hauptaktionär Etihad eine hohe Mitgift für die Abgabe von Flugzeugen erhalten und finanzierte den Berliner Konzern wesentlich mit. Nun droht der Airline Ungemach. Sollte sich die EU-Kommission bei der Prüfung mehr Zeit lassen, könnte die Lufthansa die Finanzierung einstellen. Am 7. Dezember soll Brüssel entscheiden. Eine Variante: eine vertiefte Prüfung des Air-Berlin-Deals, die 90 Tage dauern kann.

Enge Sache

Betroffen von einer Niki-Insolvenz wären 900 Mitarbeiter und 21 Flugzeuge. Beim Ferienflieger ist man bereits alarmiert, wie Betriebsratschef Stefan Tankovits dem STANDARD sagte. "Es zeigt, wie eng die Sache ist." Die Belegschaft sei besorgt, so Tankovits. Ein erneutes Zurück sei der Belegschaft jedenfalls nicht zumutbar. Die Bedenken der EU-Kommission bestätigen kann der Betriebsratschef freilich nicht.

Hinfällig wäre bei einer Untersagung des Niki-Kaufs jedenfalls auch der Kaufpreis: Die Lufthansa will für die österreichische Airline 210 Millionen Euro lockermachen. Nicht nur Lufthansa-Chef Carsten Spohr, der am Mittwoch zu Besuch bei EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager war, sondern auch die Rivalen machen Druck: "Normalerweise darf eine gescheiterte Gesellschaft nur dann von dem dominanten Anbieter übernommen werden, wenn es keine Alternative gibt", sagte der Flugsparten-Chef des Reisekonzerns Thomas Cook, Christoph Debus, der FAZ . "Im Fall von Niki hat es bekanntermaßen mehrere Alternativen gegeben." Zu Thomas Cook gehört auch die deutsche Gesellschaft Condor, die ebenfalls Interesse an Niki gezeigt hatte.

Mit in der Allianz ist auch Niki Lauda. Der Niki-Gründer signalisiert weiterhin Interesse an einem Rückerwerb der Fluglinie. Allerdings wären sofort mehrere Millionen an Zwischenfinanzierung notwendig, bevor man überhaupt in Verhandlungen tritt, meinen Insider. Ein Grounding zu Weihnachten ist offenbar nicht ausgeschlossen. (red, 29.11.2017)