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Bereits vor 40 Jahren schlossen sich in der Stadt Salzburg mehrere Bürgerinitiativen zur "Bürgerliste" zusammen und betraten so als Wahlplattform die parteipolitische Bühne. Die Grünen waren geboren. Die Stadt Salzburg war es auch, wo mit Johannes Voggenhuber die Grünen erstmals eine Regierungsfunktion übernommen haben. Seit 2013 sitzen sie nun auch als Juniorpartner der ÖVP in der Landesregierung.

Was zwischen 1977 und 2013 geschah, haben der Historiker Robert Kriechbaumer und der ehemalige ORF-Journalist Michael Mair in dem umfangreichen Band aufgearbeitet. Kriechbaumer zeichnet deskriptiv den Werdegang bis zur Regierungsbeteiligung nach. Mair vermittelt journalistisch erzählend interne und persönliche Hintergründe.

So entstand nicht nur ein weiteres Stück Salzburger Landesgeschichte.

Herausgekommen ist ein detailreiches und exaktes Bild einer bürgerlich-konservativen Protestbewegung, die sich mehr um die Grünflächen, um den Altstadt schutz oder um Architekturpolitik gekümmert hat als um die sozialen Belange in den Arbeitervierteln. Es entstand die Geschichte einer Partei von der Geburt bis in die Vorzimmer der Macht – als Regierungspartner der ÖVP.

Dass die Historie der Salzburger Grünen ausgerechnet in der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek mit Co-Herausgeber Altlandeshauptmann Franz Schausberger (ÖVP) erscheint, hat vermutlich ökonomische Gründe. Es kann aber auch genauso als Symbol für die weitgehende Domestizierung des Bürgerprotests gesehen werden – wie auch der Epilog über den Grünen-Funktionär in der Lederhose beim Fronleichnamsumzug. Auch wenn das von den Autoren rein vom Zeitablauf nicht mitgemeint sein konnte: Unwillkürlich denkt man da beim Lesen an das Scheitern der Grünen bei den vergangenen Nationalratswahlen – auch in Salzburg. (Thomas Neuhold, 29.11.2017)