Markus Reiter ist neuer Bezirksvorsteher von Wien-Neubau.

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Das politische Erbe, das Markus Reiter an diesem Donnerstag antritt, ist beträchtlich, doch es erscheint gefährdet. 42 Prozent der Stimmen konnten die Grünen unter seinem Vorgänger als Bezirksvorsteher von Wien-Neubau, Thomas Blimlinger, bei den letzten Landtags- und Bezirksvertretungswahlen 2015 in dem Innenstadtgrätzl auf sich vereinen.

Ob es das bei der nächsten Bezirkskür, die zusammen mit der Wiener Landtagswahl regulär 2020 stattfinden soll, wieder so spielt, ist nach Krise und Fundamentaleinbruch der Grünen fraglich. Bei der Nationalratswahl im Oktober stieg die Partei in ihrem Kerngebiet Neubau – hier befindet sich die Parteizentrale – mit mageren zwölf Prozent aus.

Die Frage nach seinem Grätzl-Wunschergebnis beantwortet der studierte Sozioökonom und Mitgründer sowie, zuletzt, Geschäftsführer des Obdachlosenprojekts Neunerhaus daher diplomatisch: "Mein Ziel ist, Erster zu bleiben", sagt Reiter.

Erreichen will das der 46-jährige gebürtige Gmundner, der 1997 nach Wien in eine Neubauer Studierenden-WG übersiedelte, durch das "Ansprechen breiter Bevölkerungsgruppen". Bürger aller Schichten sollen in "politische Beteiligungsprozesse" eingebunden werden – so wie es in Neubau zuletzt bei der Umgestaltung des Josef-Strauß-Parks lief. Gleichzeitig sollen die Menschen aber wissen, "dass ich als Grün-Politiker Verantwortung übernehme und Entscheidungen treffe".

Wie weit es mit dem sauren Regen ist

Ein Widerspruch? Keineswegs, antwortet Reiter unter Hinweis auf seine Erfahrung in der Führung von Non-Profit-Unternehmen. Sowie auf seine Grün-Verankerung, der er schon früh mit Konsequenz folgte: Als 18-Jähriger habe er sich "vom Skilift auf unserem Hausberg aus die Wipfel angeschaut und mich gefragt, wie weit es mit dem sauren Regen schon ist", schildert er. Dann habe er sein "geliebtes Mofa" verkauft, sei täglich mit dem Rad in die Handelsakademie gependelt – und habe sich der Grün-Partei angeschlossen.

Ihr blieb er seither treu, quer durch Studium, Österreichische Hochschülerschaft und Bezirksratsmandat in Neubau, wo sich der verheiratete Vater dreier Kinder schwerpunktmäßig für sozial- und finanzpolitische Fragen engagierte. Als Bezirksvorsteher holt ihn nun auch die Ökofrage wieder ein. Gegen die in dem baumarmen Bezirk immer stickigeren Sommer plant Reiter "Neupflanzungen, Fassadenbegrünungen und Wasserflächen" in möglichst großem Stil. (Irene Brickner, 30.11.2017)