Der Krampus als wilder Begleiter des gütigen Nikolaus treibt ja bereits seit Jahrhunderten sein Unwesen. Während der heilige Nikolaus die guten Taten der Kinder wohlwollend registriert und kleine Geschenke verteilt, fackelt der pelzige Krampus nicht lange und packt alle schlimmen Kinder in seinen Korb – und sie waren nie wieder gesehen.

Ein wenig Grusel darf es schon sein, und ganz besonders musste man sich fürchten, wenn man Anfang Dezember eine oder mehrere Krampuskarten im Postkasten vorfand.

Der Krampus ist zufrieden: Es war ein erfolgreicher Tag beim Einsammeln unartiger Kinder.
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Das Versenden dieser oft aufwändigen, mit Golddruck gestalteten Karten ist mittlerweile außer Mode gekommen, aber vielleicht erinnert sich noch der eine oder andere Leser daran. Die Karten wurden seit den 1880ern aus unterschiedlichen Gründen verschickt. Man konnte damit hervorragend andere Jugendliche ärgern, denn die Karten wurden normalerweise immer unfrankiert in den Postkasten geworfen, sodass die Eltern des Beschenkten das Strafporto bezahlen mussten. Außerdem ließen sich mit den Karten auch vortrefflich geheime Schwärmereien für Mitschüler tarnen, indem der/dem Angebeteten ein harmloses Sprücherl mit der martialischen Karte geschickt wurde:

Du mit deinen braunen Augen,
dich wird noch der Krampus rauben.

Selbst bei der Arbeit denk an mich –
ich bin bei dir, ich liebe dich!

Ich bin verliebt bis über beide Ohren,
ich hab mein Krampusherz an dich verloren!

Ich liebe dich sehr,
ich liebe dich heiß,
wie eine kalte Eierspeis.

Manchmal verriet sich der Absender dann doch irgendwann, aber ebenso  konnte es passieren, dass nie herauskam, wer die Karte geschickt hatte: War es ein heimlicher Verehrer, oder doch nur die beste Freundin, die sich einen kleinen Scherz erlaubte?

Flieht, ihr Narren!
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Woher der Krampus kommt

Die etymologische Herkunft des Namens Krampus ist bis heute nicht geklärt. Eine Theorie meint, dass er vom mittelhochdeutschen Begriff
Krampen abgeleitet wurde, was so viel wie "Kralle" bedeutet. Aber auch in verschiedenen Dialekten kommt das Wort vor und meint etwas "Lebloses, Vertrocknetes". Das würde auch zur beliebtesten Sprachtheorie passen: Krampus soll vom griechischen krampos kommen und bedeutet "Dörrobst".

Seit Mitte des 17. Jahrhundert ist auch der Einkehrbrauch dokumentiert: Nikolaus und der teuflische Krampus besuchen im Doppelpack Familien, um vor allem den Kindern vor Augen zu führen, dass ein gottgefälliges Leben mit Belohnungen verbunden ist, eine Abkehr vom Guten aber stets mit Sanktionen bedacht wird – die Rute trägt der Krampus immer bei sich, und wohin er die schlimmen Kinder, die er in seinem Sack oder Korb fortschleppt, tatsächlich bringt, mag man sich gar nicht vorstellen. Über die Herkunft des Krampus und seine religionswissenschaftlichen Aspekte schreibt Theresia Heimerl im Religionwissenschaftsblog im Beitrag "Krampus: Gezähmter Teufel mit grotesker Männlichkeit".

Ja, natürlich, ich war immer brav! Meinen Bruder dürfen Sie aber ruhig mitnehmen.
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Krampus kann auch intellektuell: mit Lesebrille bei der Buchhaltung.
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Muss i denn, muss i denn, zum Städtele hinaus? Ja, und zwar für immer.
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... und es ward ein erbärmlich Heulen und Zähneknirschen ...
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Ja genau: Wärst' braver g'wesen!
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Konspiratives Treffen.
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Nichts wie rein ins Körberl!
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Heul doch!
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Der Krampus als Charmeur!
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Babies on Board!
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Warst du schlimm, dann kommt oh Graus, flugs der Krampus zu dir raus.
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Krampus-Groupie.
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Sei anspruchslos wie der im Fass, dann bringt der Krampus sicher was. Krampus als Diogenes.
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Wie sehr der Krampus Einzug in die Alltagskultur gefunden hat, zeigt auch sein Auftritt in verschiedenen Mythen und Märchen.

Die Legende vom ungehorsamen Kind

"Irgendwo in einem Ort in Österreich lebte ein unglückliches Ehepaar, das ein Kind hatte, welches niemals gehorchen wollte und ihnen deshalb sehr viel Verdruss machte. Selbst die Drohungen der Mut­ter, das Kind würde vom Krampus geholt, wenn es nicht folgsam sein wollte, konn­ten daran nichts ändern. Am Abend des Heiligen Nikolaus kam ein furcht­bar hässlicher Krampus ins Haus, der die Eltern fragte: "Darf ich dieses bö­se Kind mitnehmen?" Die Eltern, die keinen Krampus bestellt hatten, meinten, es handle sich um einen Nachbarn, der sich einen Spaß machen wollte, und ant­worteten: "Ja!" Der Krampus fragte noch einmal, ob er das Kind mitnehmen dürfe, und wieder erlaubten es die Eltern. Daraufhin fragte der Krampus ein drittes Mal: "Darf ich es wirklich mitnehmen?" Als die Eltern es zum dritten Mal erlaubten, nahm der Krampus das Kind mit sich und ging zur Tür hinaus. Als die Eltern einen herzzerreißenden Schrei von draußen hörten, liefen sie sofort hinaus, um nachzusehen, wohin der Krampus mit dem Kinde gegangen sei. Aber vom Kind war nichts zu sehen. Auf dem frisch gefallenen Schnee wa­ren auch keinerlei Spuren zu erkennen. Das Kind blieb für immer ver­schwunden." (Kurt Tutschek, 5.12.2017)