Bregenz – Der Generalsekretär der islamischen Gefängnisseelsorge, Ramazan Demir, befürchtet, dass Gefängnisse zur Brutstätte für radikale Islamisten werden. Man habe lediglich einen hauptberuflichen Seelsorger in Österreich, das sei zu wenig. "Wir müssen etwas tun, um die Radikalisierung zu stoppen, denn das Problem wird größer", sagte Demir den "Vorarlberger Nachrichten" vom Donnerstag.

2.000 Muslime in Gefängnissen

"Die Politik verschläft einiges", meint Demir. Der eine hauptberufliche Seelsorger werde durch Spenden der Moscheenvereine finanziert, dabei gebe es 2.000 Muslime in Österreichs Gefängnissen. "Die brauchen mehr als alle zwei Wochen einen Gottesdienst. Der Staat kapiert das immer noch nicht."

Seelsorge sei ein Menschenrecht, sagt Demir. "Ein Beispiel: Ein Insasse muss wegen Diebstahls ins Gefängnis. Er sucht nach Halt und nach Kraft. Die Religion kann ihm diese Kraft geben, aber wenn der Seelsorger nicht vor Ort ist, gerät er an einen radikalisierten Mitinsassen."

Perspektivenlosigkeit und Identitätsprobleme

Gefährdet seien vor allem Jugendliche. Dabei spielten Perspektivlosigkeit, Identitätsprobleme und die Suche nach Anerkennung eine Rolle. Der Großteil der Extremisten im Gefängnis seien Mitläufer, die man recht schnell deradikalisieren könne. Es gebe aber auch fünf bis zehn Prozent "Leader". Bei ihnen sei das schwieriger, "trotzdem müssen wir es versuchen". (APA, red, 30.11.2017)