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Der Kurseinbruch zog auch andere Kryptowährungen mit nach unten. Coinmarketcap.com zufolge fiel Ethereum um 19 Prozent.

Foto: REUTERS/Dado Ruvic

London – Bitcoin wird nicht grundlos als Hochrisikoinvestment bezeichnet. Nachdem die Kryptowährung am Mittwoch erstmals die 11.000-Dollar-Marke (Höchststand 11.395 Dollar) geknackt hatte, stürzte sie am Donnerstag um 2.000 Dollar ab. Somit ging mehr als ein Fünftel – gerechnet vom Höchststand – innerhalb von 24 Stunden verloren.

An der luxemburgischen Börse Bitstamp fiel die Währung am Donnerstagnachmittag auf exakt 9.000 Dollar. Am späten Abend erholte sich der Kurs aber wieder auf mehr als 10.100 Dollar.

Seit Monaten stieg der Kurs praktisch ohne Ende. Seit Jahresbeginn zeigt Bitcoin derzeit eine Wertsteigerung von rund 1.000 Prozent.

Zahlreiche Warnungen

Berühmte Hedgefondsmanager und auch Investoren warnten immer wieder davor, dass sich Bitcoin zu einer Blase entwickeln würde. "Der Markt ist volatil, deswegen können die Bewegungen in beide Richtungen ausschlagen", sagt auch Charles Hayter, Gründer von cryptocompare.com.

Der Kurseinbruch zog auch andere Kryptowährungen mit nach unten. Der Website coinmarketcap.com zufolge fiel Bitcoins größter Digitalwährungsrivale Ethereum um 19 Prozent.

Analyst: "Großartige Risikooption für Portfolio"

Der Analyst beim Onlinebroker E-Toro, Mati Greenspan, bezeichnet Bitcoin als "großartige Risikooption für ein Investmentportfolio". "Ein Portfolio muss breit aufgestellt sein, ein Teil sollte mit geringem Risiko behaftet sein. Für hohe Gewinne, aber möglicherweise auch hohe Verluste muss man ein Risiko eingehen. Dafür eignen sich Kryptowährungen momentan hervorragend", sagt er auf Nachfrage des STANDARD.

Bitcoin-Future an großen Börsen

Weltweit renommierte Börsenbetreiber wie die Nasdaq, CBOW Holdings oder die CME Group aus Chicago gaben kürzlich bekannt, dass sie mit einem eigenen Bitcoin-Future planten.

Sogar Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein verkündete im Oktober, er werde Bitcoin genau beobachten, um eventuell ein neues Geschäftsfeld für die US-amerikanische Investmentbank zu etablieren. Diese Aussagen trugen klarerweise zu dem rasanten Wachstum der vergangenen Tage bei.

Nobelpreisträger fordert Verbot

Der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph E. Stiglitz plädierte gegenüber dem US-Wirtschaftsportal Bloomberg für ein Bitcoin-Verbot. Laut dem Wirtschaftswissenschafter sei Bitcoin nur aus zwei Gründen erfolgreich: aufgrund der fehlenden Regulierung und des Potenzials, staatliche Kontrolle zu umgehen.

Der Professor der Columbia University meint außerdem, Bitcoin würde "keinerlei sinnvolle soziale Funktion erfüllen". Überdies sehe er die Erschaffung einer Währung in den Händen einer Regierung.

Fed sieht Risiko

Die US-Notenbank (Fed) warnt vor den langfristigen Gefahren digitaler Währungen wie Bitcoin. Derzeit dürften diese zwar kein Risiko für die Stabilität des Finanzsystems darstellen, sagte der für die Bankenaufsicht zuständige Fed-Gouverneur Randal Quarles am Donnerstag. Sollten sie sich aber großflächig ausbreiten, könnten sie zu ernsthaften Problemen führen.

Quarles betonte, in schlechten Zeiten könnten solche Währungen massiv unter Druck geraten. Zugleich äußerte er sich zurückhaltend zur Frage, ob Zentralbanken eigene Digitalwährungen ausgeben sollten. Hier sei Vorsicht geboten. Denn es bestehe die Gefahr eines Missbrauchs bei Geldwäsche, Terrorfinanzierung und Cyberattacken.

Treichl: Zentralbanken werden Währung stoppen

Andreas Treichl, Chef der Erste Group und laut Bloomberg Europas längstdienender Bankchef, hält wenig von der Kryptowährung Bitcoin. Zentralbanken werden die Währung stoppen, wenn sie das Gefühl haben, dass sie die Kontrolle darüber verlieren, erwartet Treichl. Irgendwann, bei einem Kurs von vielleicht 20.000 oder 30.000 Euro, werde jemand "Stopp" sagen, sagte Treichl in Bloomberg-TV.

Dabei stehe er unter Druck seiner Kinder. Diese hielten ihn für "wirklich blöd" in Bezug auf Kryptowährungen. "Sie glauben, sie hätten eine Menge Geld verdienen können, und ich habe ihnen nicht erlaubt zu investieren", so Treichl.

Deutsche Finanzaufsicht warnt vor Totalverlust

Die deutsche Finanzaufsicht Bafin beobachtet den jüngsten rasanten Kursanstieg ebenfalls mit Skepsis. In Zeiten niedriger Zinsen seien Anleger eher bereit, Risiken einzugehen, sagte die Chefin der Wertpapieraufsicht der Bafin, Elisabeth Roegele, am Donnerstag in Frankfurt. Nicht jede Kryptowährung werde sich jedoch auf dem Markt durchsetzen – im Zweifelsfall drohe Anlegern ein Totalverlust.

Die Aufseherin warnte: "Es tummeln sich auch Spekulanten und windige Geschäftemacher auf dem Markt." Das trage zu massiven Kursschwankungen von Kryptowährungen bei, zehn Prozent an einem Tag seien keine Seltenheit. (Reuters, red, 30.11.2017)