Nordkoreas Diktator Kim Jong-un beobachtete den Raketenstart am Mittwoch mit Freude. Russland wirft den USA vor, den Machthaber durch das Ansetzen neuer Manöver zum Krieg provozieren zu wollen.

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Mit 24 Stunden Verspätung veröffentlichte die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA Bilder der neuen "Hwasong-15"-Rakete

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Der Start erfolgte um 3 Uhr morgens

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Sondersendung des nordkoreanischen Fernsehens

Martyn Williams

Washington/Wien – Statt Solidarität gab es diesmal vor allem Kritik. Russland, China und auch die EU fanden am Donnerstag ablehnende Worte zu den Forderungen der USA, wegen des jüngsten Raketentests alle Geschäftsbeziehungen und auch alle diplomatischen Kontakte mit Nordkorea einzustellen. Am deutlichsten wurde dabei Russlands Außenminister Sergej Lawrow: "Wenn die Amerikaner nach einem Vorwand suchen, um Nordkorea zu zerstören, dann sollen sie es sagen", kommentierte er in einer Veröffentlichung seines Ministeriums – "dann können wir eine Entscheidung über die Reaktion fällen".

Konkret wirft Moskau den USA vor, Lösungsvorschläge für den Konflikt mit subtilen Methoden zu sabotieren. So hätten US-Diplomaten in den vergangenen Wochen verlauten lassen, dass man von neuen Manövern mit Südkorea bis zum Frühjahr abwarten wolle, um die Situation abkühlen zu lassen. Doch die USA hätten plötzlich doch Manöver für Dezember in Aussicht gestellt, was Nordkoreas Entscheidung zum neuen Test einer Interkontinentalrakete womöglich ausgelöst habe. "Es scheint, als ob alles mit Absicht gemacht wurde, damit Kim Jong-un ausrastet und eine verzweifelte Tat unternimmt."

Drohungen der USA

Ähnliches war auch aus China zu hören. Dort schrieb die staatlich kontrollierte Tageszeitung "China Daily" allerdings, Machthaber Kim könnte sich von der amerikanischen Entscheidung provoziert gefühlt haben, sein Land offiziell auf die Liste der staatlichen Terrorunterstützer zu setzen. Die USA hätten mit ihrem Verhalten "eine goldene Möglichkeit achtlos verspielt, Nordkorea zu neuen Gesprächen zu ermutigen".

Die amerikanische UN-Botschafterin Nikki Haley hatte Nordkorea am Mittwoch einmal mehr mit der "völligen Zerstörung" gedroht und China aufgefordert, mehr zu tun, um den Konflikt zu lösen. Präsident Xi Jinping habe noch "die Möglichkeit, das Richtige zu tun", sonst könnten die USA "die Ölsituation selbst in die Hand nehmen". Haley spielte auf die eigenen Forderungen an, den Ölhandel mit Nordkorea zu beenden und alle Leiharbeiter aus dem Land zu verweisen. China ist in beiden Fragen hauptsächlicher Handelspartner Pjöngjangs – aber auch Russland verkauft Ölprodukte und stellt Arbeiter an.

Die EU hat sich auch gegen die Forderung ausgesprochen, Nordkorea diplomatisch zu isolieren. Sowohl Vertreter der EU-Ratspräsidentschaft als auch Berlin lehnen die Forderung ab, Botschaften zu schließen. Man müsse den Kontakt aufrechterhalten. Allerdings stufte Deutschland am Nachmittag die diplomatischen Beziehungen zurück. (mesc, 30.11.2017)