Vielleicht ein bisschen überwinden und aufeinander zugehen, neues Terrain miteinander finden.

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Bis zu 60 Prozent der Belegschaften sollen laut verschiedenen Umfragen in österreichischen Unternehmen frustriert sein und innerlich gekündigt haben. Aber bei der Weihnachtsfeier sollen auf Knopfdruck Frohsinn und Heiterkeit zelebriert werden: Das Management blickt auf das Geschäftsjahr zurück, dankt den Teams, blickt in die Zukunft und wünscht besinnliche Weihnachten. Die Geladenen nutzen die Chance, um auf Firmenkosten gut und reichlich zu essen und zu trinken und über das Management zu lästern. Misstöne sind damit fast vorprogrammiert.

Macht das eigentlich Sinn? Oder bleibt man lieber fern? Wie könnte man diese Chance eventuell nutzen? Hoffentlich bemühen sich alle Anwesenden, wenigstens den Weihnachtsfrieden zu respektieren und Streitereien, Animositäten, Sticheleien, Unfreundlichkeiten, Mobbing und so weiter sowohl hinter dem Rücken als auch direkt völlig zu unterlassen.

Ist der Frust so groß, dass man einander beruflich kaum noch aushält, könnte bei der Weihnachtsfeier die Chance bestehen, einander auf neutralem Terrain von einer ganz anderen Seite kennenzulernen – schließlich wird man auch in Zukunft zusammenarbeiten müssen.

Tipp 1: Suchen und entdecken Sie jetzt die positiven Seiten Ihres Gegenübers zu Ihrem eigenen Vorteil und im Interesse des gemeinsamen Erfolgs. Smalltalk – dieser Begriff wird in Österreich oft negativ gesehen, obwohl es sich hier um die Kunst handelt, ein scheinbar belangloses Gespräch mit feinem Witz und Humor so zu führen, dass bei den Beteiligten Sympathie geweckt wird. Humor auf Kosten anderer ist dabei zu unterlassen. Die üblichen Politiker-, Vorgesetzten-, Kollegen- und andere -Bashings beispielsweise langweilen nur und verderben die Stimmung. Wer über andere herzieht, weckt bei seinen Zuhörern immer den Verdacht, dass sie selbst sein nächstes Opfer sein könnten.

Tipp 2: Positiv besetzte Themen gibt es in Hülle und Fülle: Kultur, Urlaub, großartige Leistungen, faszinierende wissenschaftliche Entwicklungen und Erkenntnisse, Hobbys, erfreuliche Zukunftsperspektiven, gute Küche, gepflegte Weine, erfreuliche Jubiläen, Kinder, Tiere, Naturerlebnisse, historische Ereignisse (Rekorde, Erfindungen und Ähnliches), bemerkenswerte Einrichtungsgegenstände, kleine, humorvolle und außergewöhnliche Erlebnisse und Geschichten.

Tipp 3: Ein aktiver Zuhörer weckt auch ganz nebenbei viel Sympathie. Man muss nicht unbedingt ein brillanter Unterhalter sein. Vorbereitung und Mut: Überlegen Sie sich gründlich, ob, worüber und wie Sie sich am besten mit Ihren "Gegnern" unterhalten könnten. Wer eine Strategie verfolgt, hat höhere Erfolgsaussichten als jemand, der die Dinge unvorbereitet auf sich zukommen lässt. Gehen Sie den Personen, mit denen Sie Probleme haben, zumindest bei der Firmenweihnachtsfeier nicht aus dem Weg. Schaffen Sie "zufällige" Zusammentreffen und geben Sie sich dabei interessiert, freundlich, gutgelaunt und wohlgesinnt. Wie man in den Wald hineinruft ... Mit seinen "Feinden" zu reden fällt schwer – wenigstens bei dieser Feier möchte man seinen Frieden mit dieser Person haben und muss sich deshalb überwinden, es trotzdem zu tun.

Tipp 4: Die eigenen negativen Gefühle zu pflegen hilft nicht, wenn es doch darum geht, in Zukunft besser zusammenzuarbeiten und sich im Arbeitsumfeld wohler zu fühlen. So könnte die Firmenweihnachtsfeier doch noch Sinn machen. Statt eines Minenfelds wird daraus eine Friedenschance. Ein kleines und verletzliches Bäumchen wird gepflanzt und die Chance wahrgenommen, in der Weihnachtsstimmung den Grundstein für eine Wendung hin zu einer lebenswerteren Zukunft zu legen. Schließlich vermittelt uns ja gerade die Weihnachtsbotschaft: Frieden allen, die da wohlgesonnen und guten Willens sind. (Thomas Schäfer-Elmayer, 3.12.2017)