Wien – Das Arbeitsmarktservice (AMS) hat untersucht, warum die Arbeitslosigkeit bei Personen ab 50 Jahren weniger gesunken ist als insgesamt. Im November 2017 verringerte sich die Zahl der beim AMS als arbeitslos vorgemerkten Personen gegenüber dem Vorjahr um 8,1 Prozent, inklusive Schulungsteilnehmern um 5,7 Prozent. Für 50- bis 64-Jährige fiel der Rückgang mit 2,0 bzw. 1,4 Prozent geringer aus.

Das hat laut der AMS-Untersuchung vor allem zwei Gründe: Erstens gibt es immer mehr ältere Menschen, die auch vermehrt noch auf dem Arbeitsmarkt aktiv sind. Zweitens ist diese Altersgruppe überproportional von verfestigter Arbeitslosigkeit betroffen.

Demografie als wichtiger Grund

Ein wichtiger Grund für den geringeren Rückgang sei die Demografie: Während die gesamte Bevölkerung im Erwerbsalter (15 bis 64 Jahre) seit 2008 kaum zugenommen und im Süden Österreichs – mit Ausnahme städtischer Regionen – sowie in peripheren Regionen wie im Waldviertel und Südburgenland sogar abgenommen hat, ist die Zahl der Personen ab 50 Jahren flächendeckend und teilweise sehr deutlich gestiegen. Es gibt also mehr Personen im Alter 50 bis 64 Jahre. Ihr Anteil an der gesamten Erwerbsbevölkerung ist von 18 Prozent im Jahr 2008 auf 21 Prozent im Jahr 2017 gestiegen.

Weniger vorzeitige Pensionsantritte

Zur Alterung der Erwerbsbevölkerung kommt eine markante Steigerung der Erwerbsbeteiligung älterer Arbeitskräfte hinzu: Die Beschäftigungsquote, das heißt der Anteil der Erwerbstätigen (unselbstständig und selbstständig Beschäftigte) an der gleichaltrigen Bevölkerung, hat sich in Österreich unter den 50- bis 64-Jährigen laut Eurostat von 53,2 Prozent im Jahr 2008 auf 61,9 Prozent im Jahr 2016 erhöht. Eine wesentliche Ursache dafür sind die vergangenen Pensionsreformen, mit denen die Möglichkeiten eines vorzeitigen Pensionsantritts eingeschränkt wurden. Im europäischen Vergleich liegt die Beschäftigungsquote in Österreich mit 61,9 Prozent um 1,5 Prozentpunkte unter dem EU-28-Durchschnitt.

Verfestigte Arbeitslosigkeit häufiger

Neben der steigenden Zahl aktiver Arbeitskräfte am Arbeitsmarkt habe der schwache Rückgang der Arbeitslosigkeit bei den Älteren aber noch eine weitere Ursache: Personen ab 50 Jahren sind überproportional häufig von verfestigter Arbeitslosigkeit betroffen, die sich auch bei einer Verbesserung der Konjunktur nur schwer überwinden lässt. Sie sind zwar häufig stabil beschäftigt, werden sie aber einmal arbeitslos, finden sie relativ schwer eine neue Arbeitsstelle.

Dies wird anhand einer überdurchschnittlich langen Verweildauer in Arbeitslosigkeit und einer hohen Betroffenheit von Langzeitbeschäftigungslosigkeit sichtbar. Während ein Arbeitsloser über 50 Jahren im Schnitt 169 Tage arbeitslos bleibt, liegt diese Zeitspanne im Gesamtdurchschnitt nur bei 126 Tagen (im Jahr 2016). Die Zahl der arbeitslos vorgemerkten Langzeitbeschäftigungslosen im Alter von 50 bis 64 Jahren hat sich von 10.450 im Jahr 2008 auf 43.990 im Jahr 2016 mehr als vervierfacht. Die 50- bis 64-Jährigen stellen damit – obwohl sie "nur" einen Anteil von 28 Prozent an allen Erwerbspersonen ausmachen – über ein Drittel, nämlich 36 Prozent aller Langzeitbeschäftigungslosen. (APA, 1.12.2017)