Thaibox-Weltmeister Fadi Merza wohnt mit seiner Familie in einem Haus in Wien-Meidling. Hier lässt er seine Karriere Revue passieren und räumt das Spielzeug seines Sohnes auf. Was jetzt noch fehlt, ist ein Pool.

"Wir haben zwei Jahre lang gesucht, bis wir dieses Haus mitten in der Stadt gefunden haben. Wie es der Zufall wollte, habe ich eines Tages die Zeitung aufgeschlagen und die Annonce ohne Makler gesehen. Das Bauchgefühl hat hier einfach gepasst, was bei den sechs Häusern davor nicht der Fall war.

Vor uns hat es einem sympathischen älteren Ehepaar gehört, dem die Stiegen zu mühsam geworden sind – die netten Leute haben dazu beigetragen, dass wir uns hier so wohlfühlen. Sie wohnen nun in einer ebenerdigen Wohnung ganz in der Nähe und kommen alle paar Monate auf Besuch.

"Hier ist mein Rückzugsort: Time Out!" Fadi Merza mit all seinen Trophäen in seinem Arbeitsbereich im Dachgeschoß seines Hauses.
Foto: Lisi Specht

Alles schaut jetzt anders aus – zwei Jahre hat der Umbau gedauert. Wir haben Wände versetzt, die dunkle Holzdecke herausgerissen, das Dach ausgebaut und eine schöne Terrasse machen lassen. Meine Frau Inez ist Küchendesignerin und hat alles mit viel Liebe zum Detail geplant und eingerichtet. Dazu gehört auch ein begehbarer Schrank.

Das Einzige, was jetzt noch fehlt, ist ein Pool im Garten. Ich selbst habe hier im Haus wenig gemacht, ich habe zwei linke Hände beim Heimwerken. Das kann meine Frau besser.

Als wir eingezogen sind, war Inez schwanger, jetzt verbringt mein zweieinhalbjähriger Sohn Michel jede freie Minute draußen im Garten. Die türkise Statue im Wohnzimmer haben wir, seit wir erfahren haben, dass wir einen Bub bekommen. Bevor der Kleine auf der Welt war, waren die Zimmer halb leer, jetzt verteilt er mit Vorliebe sein Spielzeug.

Fotos: Lisi Specht

Für mich ist das Haus perfekt, weil ich ein Stadtmensch und doch gern im Grünen bin. Außerdem bin ich in wenigen Minuten in der Innenstadt oder auf der Autobahn, was praktisch ist, weil ich viel unterwegs bin.

Mein Ein und Alles ist das Dachgeschoß: Hier ist mein Arbeitsplatz für den Fall, dass ich einmal von zu Hause aus arbeiten muss, und meine Sammlung an Trophäen, die ich gewonnen habe. Jeder Pokal, jede Hose hat ihre Geschichte. Bei 20 Jahren Boxkarriere kommt schon einiges zusammen. In dem Regal dort sind meine Weltmeistertitel und Hosen und alte Handschuhe, die ich bei den Wettkämpfen getragen habe. Mein absolutes Highlight war 2009, als ich bei der Kings Cup Challenge in Thailand vor dem König und 100.000 Menschen gekämpft habe – als einer von acht Kämpfern weltweit.

Manchmal schalte ich nur die Spots ein, lehne mich zurück und lasse alles Revue passieren. Ich bin stolz auf das, was ich hart erarbeitet und erreicht habe, und empfinde es nicht als selbstverständlich. Ich stamme aus Syrien aus sehr ärmlichen Verhältnissen. Als ich mit zwölf Jahren nach Österreich gekommen bin, hatte unsere Familie kein Geld, wir mussten auf vieles verzichten.

Fotos: Lisi Specht

Da ich ein sehr öffentlicher Mensch bin, ist mein Zuhause mein Rückzugsort für mich: Time Out! Boxsack gibt es hier keinen. Wenn die Tür zugeht, schalte ich komplett ab. Wir mögen es ruhig und ordentlich, und ich öffne mein Haus nur für Freunde. Unsere Nachbarn sind sehr nett, und ab 21 Uhr ist alles leise rundherum. Das Private ist mir heilig.

Einer meiner Lieblingsplätze ist die Couch, wo ich abends gerne fernsehe. Dort steht auch das Foto meines verstorbenen Vaters. So ist er immer bei mir – mein Sohn trägt seinen Namen. Die Familie ist überhaupt wichtig für mich. Meine Mutter hat mir das große Kreuz im Vorraum geschenkt, oben haben wir noch eines hängen, ich bin nämlich auch sehr religiös.

Irgendwann werden wir dieses Haus verkaufen und komplett ins Grüne ziehen. Das Einzige, was mich hier stört, ist nämlich, dass man in unseren Garten hineinsieht." (Marietta Adenberger, 15.1.2018)