Am Smartphone-Markt ist Windows de facto tot. Der Marktanteil von Microsofts mobiler Adaption seines Betriebssystems ist kaum noch messbar, die meisten Dritthersteller haben der Plattform längst den Rücken gekehrt und selbst Microsoft selbst hat die Handyproduktion schon vor geraumer Zeit aufgegeben. Windows Mobile 10 wird zwar weiterhin mit Sicherheitsupdates versorgt, doch große neue Features wird es nicht mehr geben.

Während man sich in Redmond nun darum kümmert, die eigenen Dienste auf den großen, mobilen Plattformen der Konkurrenz – Apples iOS und Googles Android – zu vermarkten, versuchen zwei kleine Hersteller, die Nische zu beackern: Wileyfox und Trekstor.

Der Marktstart des Wileyfox Pro verzögert sich um zwei Wochen.
Foto: Wileyfox

Start in zwei Wochen

Den Vortritt nimmt sich dabei Wileyfox, ein 2015 gegründeter Hersteller aus Großbritannien, der sich eigentlich auf Android-Smartphones spezialisiert hat. Dessen neues Windows-Handy hätte eigentlich bereits ab 4. Dezember zu haben sein sollen, verspätet sich nun jedoch aus unbekannten Gründen um zwei Wochen und erscheint am 18. Dezember.

Großes Risiko geht der Hersteller mit dem "Wileyfox Pro" allerdings nicht ein, zumal die Spezifikationen für den vorgegebenen Business-Fokus nebst Namenszusatz "Pro" erstaunlich niedrig angesiedelt sind. Mit dem Qualcomm Snapdragon 210 (Quadcore mit 1,1-GHz-Takt) setzt man auf einen Einsteiger-Prozessor, dem zwei GB RAM und 16 GB Onboardspeicher zur Seite gesetzt werden. Dieser kann mittels microSD-Karte aufgestockt werden. Das Handy verfügt über ein Fünf-Zoll-Display mit 720p-Auflösung (1.280 x 720 Pixel) und steckt in einem Kunststoffgehäuse.

Ambitionierter Preis, kaum Marketing

Ein mittlerweile seltenes Gastspiel gibt der microSIM-Slot auf dem Gerät. Die Kameras knipsen Fotos mit acht (Hauptkamera) bzw. zwei Megapixel (Front). Das Gerät ist LTE- und DualSIM-fähig, bleibt aber bei WLAN auf den 802.11n-Standard beschränkt. Bluetooth 4.0 ist an Bord, NFC allerdings nicht. Kopfhörer können an eine 3,5mm-Audioklinke angeschlossen werden. Der Akku fasst 2.100 mAh und wird über einen microUSB-Port (USB 2.0) geladen.

Gemessen an der eher unzeitgemäßen Hardware hat das Gerät eine sehr ambitionierte Preisempfehlung. Wileyfox scheint sich seiner "Quasi-Monopolstellung" im Windows Mobile-Markt bewusst zu sein und verlangt 190 Britische Pfund (derzeit etwa 215 Euro) für das Gerät. Im Android-Segment sind in diesem Preisbereich Smartphones wie das Moto G5s oder Nokia 6 zu haben, die unter der Haube wesentlich besser ausgestattet sind.

Wie hoch der Absatz des Wileyfox Pro sein wird, zumal es nun auf den letzten Drücker vor Weihnachten erscheint, bleibt abzuwarten. Mit spektakulären Verkaufszahlen dürfte nicht zu rechnen sein. Das Unternehmen hält sich auch mit dem Marketing für das Gerät zurück, es wird bislang nicht einmal auf der Homepage geführt.

So könnte das Trekstor Winphone 5.0 aussehen, so es denn jemals erscheint.
Foto: Trekstor

Trekstor Winphone 5.0

Schlecht sind die Aussichten auch für ein zweites Windows-Handy, das Winphone 5.0 von Trekstor. Die deutsche Geräteschmiede liebäugelt ebenfalls mit den verbliebenen Windows Mobile-Nutzern, will dabei aber das eigene Risiko minimieren.

Das Winphone 5.0 setzt auf Mittelklasse in Form des deutlich performanteren Snapdragon 617 mit drei GB RAM und erweiterbarem Onboardspeicher von 32 GB. Geboten wird ein Fünf-Zoll-Display mit HD-Auflösung, also auch 1.280 x 720 Pixel. Es gibt Kameras mit 13 bzw. fünf MP, LTE (nanoSIM), ac-WLAN und Bluetooth 4.2. Der Akku fasst 2.250 mAh und wird mittels microUSB-Port geladen. Man verspricht bis zu sechs Stunden Gesprächszeit bzw. fünf Tage Standby.

Crowdfundig weit von Ziel entfernt

Die Produktion wäre an sich vorbereitet, gebaut werden soll das Gerät allerdings erst, wenn die Netzgemeinde ihr Interesse ausreichend bekundet hat. Dazu wurde Mitte Novemer Crowdfundingkampagne auf Indiegogo ins Leben gerufen, mit dem Ziel, 500.000 Euro zu sammeln. Frühstarter konnten das Handy dort das Handy auch schon in begrenzter für 209 und 229 Euro "reservieren".

Der Run auf das Gerät zum regulären Endpreis von 249 Euro scheint sich jedoch in Grenzen zu halten. Bislang wurden über diese Schiene 20 Stück angefordert. Zur Halbzeit, zwei Wochen vor Abschluss der Kampagne, ist man weit weg davon, die angestrebte Zielsumme zu erreichen. Mit knapp über 48.000 Euro an zugesagtem Geld wurde noch nicht einmal ein Zehntel davon eingespielt. (gpi, 04.12.2017)