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In Moskau präsentierten Models kürzlich die offizielle Olympiabekleidung für Russlands Sportler und Sportlerinnen. Möglicherweise wird sie in Korea niemand tragen.

Foto: REUTERS/Maxim Shemetov

Frage: Russland wird Staatsdoping vorgeworfen. Wird das Internationale Olympische Komitee (IOC) Russland komplett von den Winterspielen in Südkorea ausschließen?

Antwort: Der Komplettausschluss steht als eine der möglichen Sanktionen im Raum, allerdings nicht als die wahrscheinlichste. Immerhin ist Russland eine der einflussreichsten Sportnationen. Zuletzt haben sich mehrere internationale Fachverbände gegen den Komplettausschluss ausgesprochen. Auch IOC-Präsident Thomas Bach scheint kein Fan einer Kollektivsperre zu sein.

Frage: Welche Sanktion ist am wahrscheinlichsten?

Antwort: Die Variante, dass zwar das nationale olympische Komitee (ROC) für Pyeongchang gesperrt wird, russische Athleten aber unter neutraler Flagge antreten dürfen. Wie bei der Leichtathletik-WM heuer in London würde dann die russische Hymne nicht erklingen. ROC-Präsident Alexander Schukow hat allerdings angekündigt, dass Russen nicht unter neutraler Flagge bei Olympia antreten würden.

Frage: Könnte Russland auch ohne Sanktion davonkommen?

Antwort: Davon ist nicht auszugehen, die Vorwürfe wiegen zu schwer. Ein Freispruch wäre nicht zu rechtfertigen. Glimpflich davonkommen könnte Russland dennoch – und zwar mit einer Geldstrafe in dreistelliger Millionenhöhe. Diese Möglichkeit wurde bei der IOC-Sitzung in Lima im September in die Charta aufgenommen.

Frage: Welche Informationen dienen dem IOC als Entscheidungshilfe?

Antwort: Eine Kommission unter der Leitung des früheren Schweizer Bundesrats Samuel Schmid stellt der IOC-Exekutive am Dienstag ihre Ermittlungsergebnisse vor. Die Kommission ging in den vergangenen Monaten der Frage nach, inwieweit Behörden und Polizei am Dopingsystem beteiligt waren. Über die Ergebnisse wurde bisher nichts bekannt.

Frage: Welche Sanktionen wurden bisher verhängt?

Antwort: Das IOC hat mehr als 25 russische Sportler und Sportlerinnen lebenslang gesperrt. Darunter waren auch drei Goldmedaillengewinner der Winterspiele in Sotschi 2014. Medaillen und Ergebnisse wurden den Betroffenen aberkannt. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) hat die die russische Anti-Doping-Agentur (Rusada) suspendiert. Einzelne Fachverbände wie der Leichtathletikverband IAAF haben Russland von Titelkämpfen ausgeschlossen. Auch an den Paralympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro durfte Russland nicht teilnehmen. Bei den davor abgehaltenen Olympischen Spielen durften Russen aber unter Auflagen mitmachen.

Frage: Wie kam es zu den massiven Vorwürfen gegen Russland?

Antwort: Die ARD-Dokumentation "Geheimsache Doping – wie Russland seine Sieger macht" brachte den Skandal Ende 2014 ins Rollen. Zwei Berichte des Anti-Doping-Ermittlers Richard McLaren sowie die Aussagen des Kronzeugen Grigori Rodtschenkow erhärteten den Verdacht. Laut McLaren sollen zwischen 2011 und 2015 rund 1.000 russische Sportler von dem System profitiert haben.

Frage: Was genau passierte in Sotschi 2014?

Antwort: Rodtschenkow, der frühere Leiter des Moskauer Dopinglabors, sagte aus, dass in Sotschi positive Proben mithilfe des Geheimdiensts ausgetauscht und manipuliert worden sind. Insgesamt sollen mehr als ein Dutzend russische Medaillengewinner von Sotschi gedopt gewesen sein.

Frage: Wie reagiert man in Russland auf die massiven Vorwürfe?

Antwort: Die Vorwürfe des staatlich angeordneten Dopings werden in Russland nach wie vor aufs Schärfste zurückgewiesen.

Frage: Welche Haltung nimmt Österreich ein?

Antwort: Das Österreichische Olympische Comité wollte vor der Entscheidung nicht Stellung nehmen. Sportminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) sagt: "Sollten Nationen oder nationale Verbände nachweislich organisiertes Doping betreiben, haben diese bei Sportveranstaltungen nichts verloren."

Frage: Welchen Stellenwert hätte ein Ausschluss Russlands?

Antwort: In der mehr als 120-jährigen Geschichte der olympischen Neuzeit wurde noch nie ein Land wegen Dopings für Olympia gesperrt. Russland wäre endgültig gebrandmarkt, sein bislang gutes Verhältnis zum IOC wäre wohl für lange Zeit zerstört. (rie, sid, APA, 5.12.2017)