Wien – Im Zusammenhang mit den Missbrauchsvorwürfen in der ehemaligen Skihauptschule Neustift hat das Land Tirol erste Konsequenzen gezogen. Ein in den 1990er-Jahren an der Skihauptschule im Schul- und Trainingsbereich tätiger Pädagoge wurde nach einer Prüfung vorläufig suspendiert, teilte das Land am Montagabend mit. Ihm wird vorgeworfen, anzügliche Gespräche mit Schülerinnen und Schülern geführt und sie bei Massagen und Sicherungsarbeiten im Training und Sportunterricht "unpassend berührt" zu haben.

"Wir unternehmen alle möglichen Anstrengungen, um erhobene Vorwürfe lückenlos aufzuklären und Konsequenzen zu ziehen", sagte Tirols Bildungslandesrätin Beate Palfrader (ÖVP). Bis zur Klärung der strafrechtlichen und disziplinarrechtlichen Verantwortung bleibe der betroffene Pädagoge suspendiert.

Die Bildungsabteilung des Landes und der Landesschulrat haben in den vergangenen Tagen Akten von den 1970er-Jahren bis heute durchforstet, nachdem mutmaßliche Übergriffe durch STANDARD-Recherchen publik geworden waren. Dabei sei man auf den nunmehrigen Fall gestoßen.

Werdenigg: "Hat nichts mit Sportart zu tun"

Ex-Skirennläuferin Nicola Werdenigg, die den Fall ins Rollen brachte, reagierte am Montag in der ORF-Sendung "Tirol heute" indes auf die Aussagen zweier Opfer zu Anklagen wegen sexueller Übergriffe durch Judo-Olympiasieger Peter Seisenbacher. "Es kann in sehr vielen Sportarten noch etwas kommen", sagte Werdenigg. "Es ist ganz gut, dass es nicht nur auf den Skisport alleine beschränkt ist."

ORF

Mit der Sportart habe das nichts zu tun. "Das ist in Verbänden und Vereinen, das liegt im Sportsystem, im Training, in den Aufbaustrukturen", sagte Werdenigg über immer mehr gemeldete Missbrauchsfälle. Sie selbst hatte "die Lawine" mit Berichten über sexuelle Übergriffen bis hin zu einer Vergewaltigung durch einen Mannschaftskollegen, als sie 16 Jahre alt war, ins Rollen gebracht. (APA, red, 4.12.2017)