Sarajevo/Zagreb – Nach dem Urteil des Uno-Kriegsverbrechertribunals, mit dem sechs bosnische Kroaten vergangenen Mittwoch zu insgesamt 111 Jahren Haft verurteilt worden waren, hat Kroatiens Premier Andrej Plenković am Dienstag bei einem Besuch in Mostar an bosnische Kroaten appelliert, sich der Zukunft zuzuwenden. Kroatien werde das Urteil jedenfalls "ohne jeden Zweifel" akzeptieren.

Noch in der vergangenen Woche hatte Plenković das Urteil als "inakzeptabel" bezeichnet. Kroatien sei allerdings unzufrieden, weil es nicht Gelegenheit erhalten habe, vor dem Uno-Tribunal auch seine Argumente zu den Vorwürfen für das gemeinsame verbrecherische Vorhaben vorzutragen, sagte der Premier am Dienstag.

Selbstmord im Gerichtssaal

Laut Urteil des Haager Gerichts war das gemeinsame verbrecherische Vorhaben, an dem sechs bosnische Kroaten beteiligt waren, vom damaligen Präsidenten Kroatien Franjo Tuđman angeleitet worden. Er selbst war vom Uno-Tribunal allerdings nie angeklagt worden. Einer der verurteilten Kriegsverbrecher, der einstige Befehlshaber der bosnisch-kroatischen Truppen, Slobodan Praljak, hatte nach der Urteilsverkündung Suizid im Gerichtssaal begangen.

Nach einem Treffen mit Vertretern der bosnischen Kroaten und dem kroatischen Präsidiumsmitglied Dragan Čović bekundete Plenković Unterstützung für den bosnischen Weg Richtung EU und für die bosnischen Kroaten. Diese Politik werde Kroatien auch künftig verfolgen. (APA, 5.12.2017)