Zu Dada Masilos Erfolgsrezept gehört, dass sie sich von Beginn an auf große Motive des europäischen Bildungskanons konzentriert hat. Das erste Ballett der 1985 in Soweto geborenen Südafrikanerin war 2008 Romeo und Julia, im Folgejahr setzte sie mit Carmen nach, und 2010 kam Swan Lake heraus. Weil diese Schwanensee-Interpretation ein richtiger Hit geworden ist, zeigt das Festspielhaus St. Pölten das Stück noch einmal.

Masilo hält sich nicht mit kleinteiligen oder egomanischen Themen auf. Stattdessen fährt sie schweres künstlerisches Gerät auf, mit dem sie seit fünf Jahren auch in Europa Triumphe feiert. Nach Wien kam sie erstmals 2013 zu Impulstanz: als William Kentridges Künstlerpartnerin und Tänzerin für dessen Stück Refuse the Hour. Nachdem die Choreografin zwei Jahre in Anne Teresa De Keersmaekers Brüsseler P.A.R.T.S.-Schule studiert hatte, entwickelte sie ein ausgezeichnetes Gefühl für starke Szenen und ausdrucksvollen Tanz.

Ihr gelingt die Verschränkung von afrikanischem Tanz, europäischem Ballett und Elementen der Moderne ganz selbstverständlich. Selbstbewusst dreht die Künstlerin an den Stellschrauben der in den klassischen Balletten verpackten kulturellen Botschaften. Bei ihrem Swan Lake wird Prinz Siegfried zum Teufel gejagt, dafür versöhnen sich Odile und Odette miteinander, um gemeinsam unterzugehen. Davor geht es ironisch, tragisch und gepfeffert zu. Wer diesen Tanz bisher versäumt hat, sollte die ein-, vielleicht auch letztmalige Chance am Freitag (8.12.) nutzen. (ploe, 6.12.2017)