Testmodell des kanadischen Abfangjägers.
Foto: Fraunhofer IOSB-AST

München – Anfang der 1950er Jahre machte sich Kanada an die Entwicklung einer neuen Generation von Abfangjägern. Der "Avro Canada CF-105 Arrow" setzte auf ein Deltaflügel-Design und sollte doppelte Schallgeschwindigkeit erreichen. Nach einem Regierungswechsel und strategischem Umdenken wurde das Projekt im Jahr 1958 aber eingestellt.

Zu diesem Zeitpunkt waren erst fünf Prototypen in einer Basis nahe dem Ontariosee im Süden Kanadas hergestellt worden. Bei den Testreihen wurden Modelle des späteren Flugzeugs auf Trägerraketen befestigt und nach dem Start auf Überschallgeschwindigkeit beschleunigt. Geblieben ist davon bis heute eine große Zahl von Fragmenten, die über weite Teile des Ontariosees verstreut sind, berichtet die Fraunhofer-Gesellschaft.

Von Muscheln überwucherter Prototyp, der nun am Grund des Sees wiedergefunden wurde.
Foto: Fraunhofer IOSB-AST

Im Rahmen des Projekts "Raise the Arrow" kommt eine deutsche Entwicklung zum Einsatz, um diese Fragmente – vom Düsenantrieb bis zum kompletten Prototypen – ausfindig zu machen. Das dreieinhalb Meter lange autonome Unterwasserfahrzeug DEDAVE wurde von Forschern des Fraunhofer-Instituts für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB gebaut und ist eigentlich für Tauchgänge in der Tiefsee konzipiert. Eine Erkundung des maximal 244 Meter tiefen Sees ist daher kein Problem.

Das kanadische Technologieunternehmen Kraken Robotics hat das Unterwasserfahrzeug mittlerweile lizensiert und in "ThunderFish Alpha" umbenannt. Seit Ende Juli ist es mittels High-Tech Sonar auf der Suche nach Relikten des einstigen Überschallprogramms, erste Erfolge gibt es bereits: Im September fand das Tauchfahrzeug zwei von acht Testmodellen des Düsenjets – zuvor war jahrzehntelang vergeblich nach den "Arrows" gesucht worden.

Das "Raise the Arrow"-Team mit seinem tauchenden Spürhund.
Foto: Fraunhofer IOSB-AST

Witterungsbedingt musste die Suche inzwischen vorerst eingestellt werden, doch war dies nur die erste Saison. Im Juni 2018 soll das Tauchfahrzeug erneut in den Einsatz gehen, der bis September dauern wird. Alles in allem muss es eine festgelegte Fläche von 64 Quadratkilometern absuchen. (red, 8. 12. 2017)