Seine Jerusalem-Versprechen aus einer Zeit, als wohl nicht einmal er selbst glaubte, sie jemals einlösen zu können, schleppt Donald Trump wie einen Mühlstein um den Hals: Er werde Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkennen und die US-Botschaft von Tel Aviv dorthin verlegen, sagte er während des Wahlkampfs.

Dann gewann er die Wahlen und schien zu begreifen, dass sogar ein US-Präsident sich nicht so ohne weiteres über den weitgehenden internationalen Konsens hinwegsetzen sollte, dass das erst nach einer Verhandlungslösung mit den Palästinensern passieren sollte. Deshalb war es eher unerwartet, als vor wenigen Tagen plötzlich wieder die mögliche Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt im Raum stand, der ganzen Stadt inklusive des Ostens, dessen Annexion an Israel völkerrechtlich ja nicht anerkannt ist.

Gespanntes Warten, widersprüchliche Meldungen: Wenn Trump darauf verzichtet, dann weniger der Tiraden des türkischen Präsidenten Tayyip Erdogan wegen, als um seine neuen alten besten Freunde auf der arabischen Seite des Golfs nicht zu desavouieren. Denn diese sind bereit, sich Israel gegenüber zu öffnen wie nie zuvor.

Ideologen in Israel würden sich zwar ärgern – Strategen es jedoch mit Fassung tragen. Und viele schütteln die Köpfe über Trump, der das einzige Thema, bei dem auch andere als die Palästinenser Konfliktpartei sind, immer wieder ohne Not aufs Tapet bringt. (Gudrun Harrer, 5.12.2017)