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Wien – Nach der Einführung von Zugangsbeschränkungen an den Unis hat sich die soziale Zusammensetzung der Studienanfänger zugunsten bildungsnaher Schichten geändert – allerdings nicht in allen betroffenen Studienrichtungen. Zu diesem Schluss kommen erste Resultate eines Forschungsprojekts der Sozioökonomin Katharina Posch von der Wirtschaftsuniversität Wien, das am Dienstag bei einer Tagung präsentiert wurde.

Für ihre Arbeit, deren vorläufige Ergebnisse bei der ersten Tagung des Netzwerks Hochschulforschung Österreich vorgetragen wurden, untersucht Posch die Veränderung der sozialen Zusammensetzung von inländischen Studienanfängern, Studierenden nach einem Jahr sowie – falls verfügbar – Absolventen der Fächer Human- und Zahnmedizin, Veterinärmedizin, Psychologie, Publizistik, Biologie, Pharmazie sowie der WU-Bachelorstudien Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und Wirtschaftsrecht (letzteres ist nicht zugangsbeschränkt, Anm.).

Unterschieden wurde dabei zwischen zwei verschiedenen Auswahlverfahren: In den drei medizinischen Fächern war jeweils von vornherein klar, dass es eine kompetitive Aufnahmeprüfung gibt. In den anderen Fächern war es dagegen durchaus möglich, dass aufgrund einer zu geringen Zahl an Bewerbern keine Aufnahmeprüfung stattfindet.

Mehr Akademikerkinder

Dabei zeigte sich, dass in der Human-, Veterinär- und Zahnmedizin seit der Einführung der Aufnahmeverfahren ein höherer Anteil an Akademikerkindern ein Studium beginnt. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Betrachtung der Absolventen – allerdings wird in der Humanmedizin der Unterschied der Anteile von Akademiker- und Nicht-Akademikerkindern gegenüber den Anfängern etwas geringer. Es lässt sich vermuten, dass die soziale Selektivität während des Studiums zwar weniger stark ist als zuvor (ohne Auswahlverfahren), aber die stärkere Selektion vor dem Studium nicht "ausgleicht" (etwaige unterschiedliche Studiendauern bis zum Abschluss sind bedingt berücksichtigt). In der Zahn- und Veterinärmedizin gab es aufgrund der geringen Fallzahlen keine eindeutigen Muster bei den Erfolgsraten.

In den anderen zugangsbeschränkten Fächern (und Wirtschaftsrecht) zeigten sich bei den ersten Forschungsergebnissen dagegen keine oder kaum Veränderungen bei der Zusammensetzung der inländischen Studienanfänger. Vereinzelt war zwar auch hier ein etwas höherer Anteil an Akademikerkindern bei den Studienanfängern zu beobachten – abseits vom allgemeinen Trend zu grundsätzlich mehr Personen, deren Eltern Akademiker sind, gab es allerdings keine bruchhaften Veränderungen. Gleiches galt auch für die Zusammensetzung der Studierenden nach einem Jahr beziehungsweise der Absolventen – die soziale Selektivität während des Studiums schien somit gleich zu bleiben.

Für Posch sind die genauen Zusammenhänge aber noch nicht eindeutig. So müsse etwa noch der Zusammenhang mit anderen Variablen wie dem Alter oder der Vorbildung der Studienanfänger untersucht werden. "Die Kausalitäten sind noch nicht klar. Sind es wirklich die Aufnahmeverfahren, die die soziale Zusammensetzung geändert haben- oder hängt es auch von anderen Faktoren ab?" Genauer geklärt werden müsse auch, ob die Unterschiede zwischen den medizinischen Fächern und den anderen Studienrichtungen etwa durch die "Prestigeträchtigkeit" der jeweiligen Ausbildung oder etwa die Selektivität des Verfahrens bedingt sind. (APA, 6.12.2017)