Qualitätssicherung ist ein komplexes Unterfangen, trotz immer leistungsfähigerer Simulationswerkzeuge bedarf es eines Realitätsabgleichs. Zum Beispiel mittels Meisterbock, zum Beispiel in der Werkstofftechnik wie hier am Bild, ...

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oder zum Beispiel in einer Fotometriemesszelle.

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Qualitätssicherung Audi: Halbleiterlabor Bondtester

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Ingolstadt – Ein Automobil besteht aus zigtausend einzelnen Teilen, und wenn sich ein Autohersteller als Premium darstellen möchte, tut er gut daran, diese vielen Teile auch perfekt aneinanderzufügen. Das ist ganz gut mit einer Schneiderei vergleichbar, wo ein Anzug während der Herstellung mehrmals anprobiert wird, bevor er wirklich seine endgültigen Maße erhält. Oder noch besser: der Leisten des Schusters, über den der perfekt sitzende Schuh gemacht wird. Beim Auto ist halt alles noch viel komplexer, hier müssen am Ende der Anprobe abertausende Exemplare hergestellt werden, wo eines mit dem anderen praktisch identisch ist.

Reale Probleme

Audi hat kürzlich präsentiert, wie Premiumqualität heutzutage entsteht. Trotz rasender Fortschritte in der virtuellen Welt in Konstruktion und Produktion, steht am Ende ein reales Produkt mit realen Problemen, die auch an der Wirklichkeit erprobt werden müssen. In der VW-Gruppe gibt es dafür den Begriff Meisterbock. Das ist vereinfacht gesagt ein metallenes Gestell, das alle wichtigen Referenzpunkte einer Karosserie darstellt. Dort werden dann die einzelnen Teile der Karosserie montiert und kontrolliert, ob sie auch so zusammenpassen, wie es im Entwurf gedacht war. So wird das Auto in Realität noch einmal vermessen und auch wenn nötig Korrekturen vorgenommen.

Hier zählen nicht nur objektive Kriterien wie gleichmäßige Spaltmaße, manchmal müssen sie im Sinne eines guten optischen Eindrucks sogar unterschiedlich sein, etwa bei einem Tankdeckel, bei dem die obere Fuge etwas schmäler als die untere sein muss, damit beide aufgrund des häufigsten Blickwinkels von schräg oben gleich breit aussehen.

Digitalisierung

Heute werden diese Vorgänge natürlich mit höchster Rechenleistung auch digitalisiert und simuliert. Kamen früher zur Dokumentation der Koordinaten der Bauteile in Rastermustern mechanische Sensoren zum Einsatz, geschieht die Vermessung nunmehr zu einem erheblichen Teil berührungslos mittels optischer Verfahren in einer Fotometriemesszelle durch Roboter. Das hat den Vorteil, dass auch weiche Teile exakt vermessen werden können, die von taktilen Sensoren ja verrückt worden wären.

Was hier am Beispiel Außenhaut geschieht, ist natürlich auch auf den Innenraum übertragbar. Die Vielfalt der Bauelemente und Werkstoffe an einem Armaturenbrett sorgt immer wieder für Überraschungen, nicht nur beim optischen Eindruck, es kann schon auch zu unschönen Geräuschen kommen, und das darf bei Premium genauso nicht sein wie schlampige Fugen. (Rudolf Skarics, 6.12.2017)