In den vergangenen Jahren hat sich System 76 als Hardwarehersteller mit Linux-Fokus einen gewissen Namen in der Branche gemacht. Nun wird das Unternehmen auch zum Softwaredistributor.

Pop!

Unter dem Namen "Pop OS" hat System 76 eine neue Linux-Distribution mit Fokus auf dem Desktop-Bereich vorgestellt. Die Grundlage bildet dabei Ubuntu 17.10, zum Download gibt es Varianten von Pop OS für Intel / AMD-Systeme sowie jene mit Nvidia-Grafikkarte – dann auch gleich mit den passenden, proprietären Treibern.

Die Einrichtung von Pop OS nutzt den Ubuntu-Installer.
Screenshot: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Ausprobiert

In einem kurzen Test zeigt sich schnell: Hier erinnert vieles an Ubuntu, System 76 hat aber auch einige spezifische Änderungen vorgenommen. Als Desktop kommt GNOME3 zum Einsatz, allerdings nutzt Pop OS eigene Themes und Icons. Darüber hinaus verwendet die neue Distribution zum Teil andere Keyboard-Shortcuts, womit man hofft das produktive Arbeiten mit dem Desktop zu verbessern. Für eingelernte GNOME-User ist dies hingegen eher gewöhnungsbedürftig.

Bei der Softwareausstattung zeigt sich vor allem: Bei System 76 ist man davon überzeugt, dass weniger mehr ist. Das bedeutet, dass hier einige Programme im Default-Set an Anwendungen fehlen, die man von anderen Distributionen kennt. So fehlt etwa ein eigener Musik-Player, diese Agenden übernimmt der Video-Player Totem einfach mit.

Als Desktop kommt GNOME 3.26 zum Einsatz.
Screenshot. Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Softwareausstattung

Statt dem gewohnten Mail-Client Thunderbird oder der GNOME-Lösung Evolution kommt der schlankere Geary zum Einsatz. Mit dem Pop Shop gibt es eine eigene Softwarezentrale, für die man sich einer Entwicklung von Elementary OS als Grundlage bedient hat. Selbiges gilt für "Eddy", das zur manuellen Installation von Deb-Paketen gedacht ist. Einen speziellen Fokus will man auf die Bedürfnisse von Entwicklern legen, also sind geläufige Tools wie git oder gcc / make schon vorinstalliert.

X.org statt Wayland

An der Softwarebasis gab es ebenfalls die eine oder andere Modifikation im Vergleich zu Ubuntu. So wird etwa die alte X.org-Session von Haus aus verwendet anstatt der moderneren Wayland-Sitzung – wohl da dies für die aktuellen Nvidia-Treiber notwendig ist. Zudem wurde Installationsprozess leicht angepasst, die User-Einrichtung erfolgt nun erst nach dem ersten Reboot, was vor allem für Vorinstallationen von Interesse ist – wie sie bei den Rechnern von System 76 der Fall sind.

Die Softwarezentrale von Pop OS.
Screenshot. Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Pop OS kann kostenlos von der Seite des Herstellers heruntergeladen werden. Dabei handelt es sich um ein Live-Image für DVD oder USB-Stick, das direkt aus dem System heraus fix installiert werden kann. (apo, 6.12.2017)