Wien/San Antonio – Frauen mit hormonabhängigem Brustkrebs nach der Menopause und nicht metastasierter Erkrankung sollten nach der Entfernung des Tumors per Operation sieben Jahre lang antihormonell behandelt werden. Zehn Jahre Therapie sind nicht notwendig, da sich das Therapieergebnis dadurch nicht verbessert, aber die Nebenwirkungen verstärken. Das ist das Ergebnis der Auswertung der sogenannten SALSA-Studie der österreichischen Studiengruppe für Brust- und Dickdarmkrebs (ABCSG).

Die Resultate der wissenschaftlichen Untersuchung wurden heute, Donnerstag, beim US-Brustkrebs-Symposium in San Antonio im US-Bundesstaat Texas präsentiert. Es handelt sich um die jährlich weltweit wichtigste Konferenz in Sachen Mammakarzinom.

Der Hintergrund: Eine Standardbehandlung bei postmenopausalem Brustkrebs ist es, nach der chirurgischen Entfernung des Tumors zumindest fünf Jahre lang eine antihormonelle (endokrine) Brustkrebstherapie zu verabreichen. Es konnte in Studien gezeigt werden, dass die Verlängerung dieser Therapiedauer die Ergebnisse verbessert. Das erfolgt derzeit mit sogenannten Aromatasehemmern (z.B. die Wirksubstanz Anastrozol), welche die körpereigene Östrogen- und Progesteronproduktion blockieren.

Kein Vorteil, mehr Nebenwirkungen

Die bisher ungelöste Frage war aber die optimale Dauer dieser Therapieverlängerung, also ob eventuell zwei oder fünf weitere Jahre Behandlung das Ergebnis verbessern könnten. Die Resultate der aktuellen Studie (ABCSG 16/S.A.L.S.A) der Austrian Breast & Colorectal Cancer Study Group (ABCSG) zeigten jetzt, dass die Fortführung der Therapie mit dem Aromatasehemmer Anastrozol um weitere zwei Jahre ausreicht. Eine zusätzliche Verlängerung um fünf Jahre ist nicht sinnvoll, weil sich das Therapieergebnis nicht verbessert, aber mehr Nebenwirkungen auftreten.

An der Studie nahmen 3.484 Frauen mit hormonabhängigem Brustkrebs ohne Metastasen bei Mammakarzinomerkrankung bis zum Stadium III zum Zeitpunkt der Diagnose teil. Sie waren im Durchschnitt 64 Jahre alt, also alle nach der Menopause und hatten bereits fünf Jahre lang keinen Rückfall erlitten.

"Bei Behandlung über einen zusätzlichen Zeitraum von zwei Jahren hinweg kam es unter 1.731 Patientinnen in 378 Fällen zu einem Wiederauftreten der Erkrankung, bei einer Behandlung über zusätzlich fünf Jahre hinweg waren es unter 1.738 Patientinnen insgesamt 348 Rückfälle. Das ist faktisch das Gleiche", sagte Michael Gnant, Präsident der ABCSG und Vorstand der Chirurgischen Universitätsklinik von MedUni Wien und AKH, der die Ergebnisse in San Antonio präsentierte. Gnant hatte die SALSA-Studie koordiniert.

Beobachtungszeit bis zu 14 Jahren

Die Antihormontherapie unterdrückt die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen bzw. Progesteron, da diese das Wachstum hormonrezeptor-positiver Tumoren stimulieren und so zu einem Rückfall (Rezidiv) führen können. Relevant sind die Studienergebnisse aus Österreich vor allem wegen der großen Anzahl der betroffenen Patientinnen. "Frauen mit hormonabhängigem Brustkrebs nach der Menopause machen etwa zwei Drittel aller Mammakarzinom-erkrankten Patientinnen aus", so Gnant.

In die wissenschaftliche Untersuchung zur Bestimmung der optimalen Therapiedauer bei diesen Erkrankten wurden zwischen 2004 und 2010 die insgesamt 3.484 postmenopausale Brustkrebspatientinnen an mehr als 70 österreichischen Zentren in die Untersuchung aufgenommen. "Die Beobachtungszeit betrug bis zu 14 Jahre", sagte der Chirurg. "Wir haben herausgefunden, dass zwei zusätzliche Jahre mit einem Aromatasehemmer nach der endokrinen Therapie jedenfalls ausreichen und eine weitere Therapieverlängerung keinen Benefit bringt, wohl aber mehr Nebenwirkungen", erklärte Gnant.

Anastrozol blockiert die Geschlechtshormonsynthese und verhindert dadurch Rückfälle, weist aber einen anderen Wirkmechanismus und ein günstigeres Toxizitätsprofil auf als das seit vielen Jahren eingesetzte Tamoxifen auf. Ein Problem bei langer antihormoneller Brustkrebstherapie ist vor allem das Auftreten von Osteoporose. (red, APA, 7.12.2017)