60 Stunden Donauinselfest servierte W24 seinen Zusehern, jetzt stellt der Wiener Stadtrechnungshof dem Sender kein besonders gutes Zeugnis aus.

Foto: W24

Wien – Der Wiener Stadtrechnungshof hat den zur Mediengruppe der Wien-Holding gehörenden Fernsehsender W24 geprüft und kam zu der Empfehlung, dass man abwägen sollte, ob die Aufrechterhaltung des Senders überhaupt noch sinnvoll sei. Darüber hinaus stellte der RH in seinem Bericht fest, dass die Zielgruppe des Senders unklar sei und er ohne EU-Förderungen nicht auskommen würde. Der lineare Betrieb des Stadtsenders sei vertraglich mit dem Kabelnetzbetreiber UPC bis 2023 fixiert, sagt Marcin Kotlowski, Geschäftsführer der Mediensparte der Wien-Holding.

Über 50 Jahre alt sind laut Bericht des Stadtrechnungshofs die durchschnittlichen Zuschauer des Wiener Regionalsenders W24, zumindest was die sogenannten "OnAir-Seher" betrifft. Die "On-Demand-Inhalte" – damit gemeint sind Inhalte, die über das Internet abrufbar sind – erreichen hingegen das wesentlich jüngere Publikum zwischen 25 und 34 Jahren. Darüber hinaus bespielt der Sender noch einige Social-Media-Kanäle wie Facebook, Twitter oder Instagram – auch hier sind die Konsumenten deutlich jünger als jene, die noch fernsehen. Die Digitalisierung macht also auch vor den Kabelsendern nicht halt. Daher empfahl der Rechnungshof der Stadt Wien, über die "Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit" des Senders nachzudenken und somit auch über die Aufrechterhaltung von W24.

Wiedererkennungseffekt nicht gegeben

W24 selbst möchte sich als digitale, urbane Marke verstehen, die sowohl im Fernsehen als auch online vertreten ist. Jedoch scheint auch dem Publikum nicht ganz klar zu sein, wofür der Sender überhaupt steht. Bei einer im Bericht zitierten Untersuchung konnte festgestellt werden, dass ein Wiedererkennungseffekt mit der Marke W24 sowie die Identifikation mit den Moderatoren seitens des Publikums nicht gegeben war.

Die Prüfbehörde empfiehlt dem Sender daher, seine Zielgruppenansprache weiter zu schärfen. Seitens des Eigentümers Wien-Holding betonte man in einer im Bericht enthaltenen Stellungnahme, dass dem "Management diese Notwendigkeit klar" sei und "im Sinn der Empfehlung weiter an Positionierung und Profilierung gearbeitet" werde.

Der Rechnungshof nahm auch den Finanzierungspfad des Senders unter die Lupe: Zur Finanzierung des Fernsehsenders wurde die "Strategie 2015 bis 2020" erarbeitet, die Maßnahmen zur Kostensenkung und gleichzeitiger Umsatzsteigerung beinhaltet. Die Kostensenkung soll unter anderem durch Personalstandsenkungen, die Umsatzsteigerung vor allem durch gesteigerte Werbeumsätze erreicht werden. Der Rechnungshof kritisierte hier, dass die Finanzierung wesentlich von österreichischen EU-Förderungen bestimmt sei.

Update: Stellungnahme von W24

Der lineare Betrieb des Stadtsenders W24 ist vertraglich mit dem Kabelnetzbetreiber UPC bis 2023 fixiert. Das sagte der Geschäftsführer der Mediensparte der Wien-Holding (WH Medien), Marcin Kotlowski, hinsichtlich des Stadtrechnungshof-Berichts. Kotlowski betonte gegenüber der APA, dass der Betrieb des Senders bis 2023 auch über den Vertrag mit UPC finanziert werde. Was die Zeit darüber hinaus betrifft, werde man aber selbstverständlich darüber nachdenken, wie es mit dem linearen Programm weitergeht.

Was die EU-Förderungen im Zusammenhang mit der Finanzplanung anbelangt, betonte der WH-Medien-Chef, dass diese für das Agenturgeschäft der WH Medien beantragt worden seien. Ziel sei, ein überregionales Projekt zu finanzieren. Geplant sind etwa Sendungsformate, die in der Muttersprache kroatische Minderheiten ansprechen sollen. Die EU-Gelder hätten aber nichts mit der Finanzierung des Sendebetriebs zu tun. Sollte es die Förderung der Union nicht geben, werde man den betreffenden Bereich "natürlich klein halten". (APA, 7.12.2017)