Crowdinvesting in die Errichtung von Wohnimmobilien erfreut sich hierzulande zunehmender Beliebtheit.

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Wien – Die noch recht junge Form der Immobilienfinanzierung über Crowdinvesting erfreut sich in Österreich steigender Beliebtheit, heuer werden Investoren voraussichtlich knapp 16 Millionen Euro auf diese Weise veranlagen. Damit soll das Ende der Fahnenstange aber noch lange nicht erreicht sein, meint Andreas Zederbauer, Geschäftsführer und Mitgründer des Anbieters Dagobertinvest.

Einen Schub erwartet er etwa durch die Umsetzung des Basel-IV-Rahmenwerks, bei dem die Eigenmittelanforderungen für Immobilienfinanzierungen von derzeit 30 Prozent auf einen noch unbekannten Wert erhöht werden sollen. "Egal, was kommt, es wird mehr werden", sagt Zederbauer. Da die bei Schwarmfinanzierungen üblichen Nachrangdarlehen dabei als Eigenmittel angerechnet werden, sieht er künftig auch entsprechend mehr Raum für diese Art von Transaktionen.

Doppeltes Volumen

"Wir wollen im nächsten Jahr das Geschäftsvolumen gegenüber 2017 verdoppeln", sagt Zederbauer. Und nebstbei peilt er mit dem insgesamt siebenköpfigen Team ebenfalls für 2018 den Break-even an. Dazu sollen künftig auch Investoren aus Deutschland – eine entsprechende Gewerbeerlaubnis wurde beantragt – aktiv angesprochen werden, denn: "Deutsche Investoren wissen, dass Wien ein guter Immobilienmarkt ist."

Finanzierungen sollen aber bis auf weiteres nur in Österreich umgesetzt werden, wobei die bisher auf den Großraum Wien fokussierte Dagobertinvest zuletzt auch Projekte in Tirol und der Steiermark gestartet hat. Laut Zederbauer hat dies dabei geholfen, neue Investoren in der jeweiligen Region zu erreichen.

Bisher haben rund 1200 Geldgeber, manche davon mehrfach als "Wiederholungstäter", die insgesamt 30 Dagobertinvest-Projekte mit fast sieben Millionen Euro finanziert, was das Unternehmen laut Zederbauer mit einem Marktanteil von 38 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten zum heimischen Branchenprimus unter den fünf Anbietern macht. Davon wurden fünf Projekte im Volumen von 666.000 Euro bereits rückbezahlt, bei einem weiteren steht die Tilgung im Jänner an.

Projekte alle zwei Wochen

Alle zwei Wochen will Zederbauer ein neues Wohnimmobilien-Projekt auf Schiene bringen. Zehn bis 20 Prozent der Investitionssumme soll die Crowd stemmen, der Rest entfällt auf Eigenmittel des Bauträgers sowie Bankkredite. Anleger dürfen für die zwölf bis 30 Monate laufenden Nachrangdarlehen eine Verzinsung zwischen 6,5 und 7,5 Prozent pro Jahr erwarten. "Die Laufzeit muss kurz sein, das ist das Wichtigste", betont Zederbauer. Erst in zweiter Linie würden Geldgeber auf die Höhe des Zinssatzes und die Lage der Immobilie schauen.

"Natürlich ist ein Nachrangdarlehen Risikokapital", räumt der Dagobertinvest-Chef ein und empfiehlt Anlegern, das Geld zu streuen, sich also wie bei Aktienveranlagungen ein Portfolio mit mehreren verschiedenen Immobilienprojekten aufzubauen. Sein Ratschlag: Lieber bei zehn Finanzierungen mit geringeren Beträgen dabei sein, als alles Kapital bloß auf ein Pferd zu setzen. "Deshalb wollen wir auch eine hohe Frequenz an mittelgroßen Wohnprojekten anbieten." Wobei künftig auch Finanzierungen von Gewerbeimmobilien denkbar seien.

Dass die Zunahme der immer beliebteren Schwarmfinanzierungen eine Blasenbildung am heimischen Immobilienmarkt begünstigen könnte, weist Zederbauer aufgrund des noch bescheidenen Volumens allerdings entschieden zurück. Laut seiner Berechnung werden mit den 16 Millionen Euro von der Crowd heuer in Österreich bloß Immobilienprojekte im Gesamtvolumen von etwas mehr als 100 Millionen Euro umgesetzt – aus Zederbauers Sicht "nur ein Atom im milliardenschweren Universum der Immobilienfinanzierungen". (Alexander Hahn, 7.12.2017)